Gelsenkirchen. Inter Mailand ist ein Favorit auf den Europa-League-Triumph. Vor dem Spiel heute auf Schalke erklärt Ex-Inter-Star Hansi Müller die Stärken.
Hansi Müller war kürzlich auf dem Golfplatz unterwegs. Der Fußball-Europameister von 1980 trug dabei ein Shirt mit blau-schwarzen Längsstreifen. Ein anderer Golfer rief ihm ein „Inter Mailand“ zu – in Anspielung auf die Vereinsfarben. „Dabei habe ich das Shirt zufällig aus dem Schrank gezogen und mir nichts dabei gedacht“, sagt Müller und lacht.
Seine unbewusste Kleiderauswahl weist aber sehr wohl darauf hin, dass ihm der Klub aus Norditalien noch viel bedeutet. „Ich schaue, wenn es passt, jedes Inter-Spiel und drücke der Mannschaft dabei die Daumen“, sagt Müller, der von 1982 bis 1984 für den Serie-A-Klub spielte. Heute sitzt der 63-Jährige wieder vor dem Fernseher. Inter spielt in der Arena auf Schalke um den Einzug ins Europa-League-Viertelfinale (21 Uhr/DAZN). Gegner ist der spanische Klub FC Getafe.
Renaissance und Chaos unter Conte
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„Inter wäre mal wieder mit einem Titel dran“, betont Müller. 2010 gewannen die Nerazzurri, also die Schwarz-Blauen, unter Trainer José Mourinho das Triple. Im Jahr darauf holte Inter noch den italienischen Pokal – es war die bislang letzte Titelfeier des 18-maligen italienischen Meisters. Unter Trainer Antonio Conte erlebte der Klub nun eine Renaissance. Inter holte die Vizemeisterschaft – nur ein Punkt betrug der Abstand auf Serienmeister Juventus Turin. In der Europa League galt Inter neben Manchester United als Titelfavorit.
Doch am vergangenen Wochenende krachte es trotzdem. „Weder meine Arbeit noch die Arbeit der Spieler wurde wertgeschätzt“, motzte Conte nach dem letzten Saisonspiel. „Es gab völlig unbegründete Angriffe gegen Inter und gegen mich. Und dabei gab es kaum Unterstützung des Vereins.“ Seine Tirade garnierte er mit italienischen Schimpfwörtern. „Wir müssen eine gemeinsame Wellenlänge finden, ich muss mit dem Präsidenten reden, der in China ist“, sagte der 51-Jährige in Richtung des Klubchefs Steven Zhang. Nach diesem Frontalangriff droht Conte der Rauswurf – es wäre der 13. Trainerwechsel nach der Mourinho-Zeit.
Ex-BVB-Profi Hakimi noch nicht spielberechtigt
Die Investoren aus China haben großen Einfluss bei Inter. 70 Prozent der Anteile hält die Suning Commerce Group. Deren Gründer Zhang Jindong, Vater des Klubchefs, wurde mit dem Handel mit Elektronikgeräten zu einem der reichsten Männer in China. Das hilft Inter auf dem Transfermarkt. So zahlte der Klub 40 Millionen Euro für Achraf Hakimi an Real Madrid. Der Ex-Profi von Borussia Dortmund ist gegen Getafe allerdings noch nicht spielberechtigt.
Trotz der aktuellen Unruhe schwärmt Hansi Müller. „Die Mannschaft spielt aktuell richtig tollen Fußball“, sagt er. „Besonders der Angriff ist top besetzt.“ Im vergangenen Sommer verpflichtete Inter den Belgier Romelu Lukaku und den Chilenen Alexis Sanchez. In der Winterpause legte der Klub mit einem prominenten Namen nach: Der Däne Christian Eriksen kam für das offensive Mittelfeld.
Messi ist im Gespräch
Müllers Lieblingsspieler steht bereits seit 2018 in Mailand unter Vertrag. „Ich habe natürlich Fußballer mit der Rückennummer 10 genauer im Blick“, sagt der gebürtige Stuttgarter. Lautaro Martinez verkörpert aber nicht den Spielmacher-Typen wie einst Müller. Der Argentinier traf 14 Mal, ist eine Mischung aus Feinmechaniker und Malocher. Barcelona wollte ihn für einen dreistelligen Millionenbetrag holen. Doch nun soll der 22-Jährige noch eine Saison in Italien bleiben.
Was in der Lombardei möglich zu sein scheint, zeigen Gerüchte, dass Superstar Lionel Messi Thema bei Inter sei. Diese Meldung ging gerade um die Welt, da tauchte der Argentinier virtuell in der Modemetropole auf: Der TV-Sender PPTV, der Inters chinesischer Investorengruppe gehört, hatte für ein Plakat Messis Silhouette auf den Mailänder Dom projiziert. Das blieb auch Hansi Müller nicht verborgen: „Messi bei Inter wäre für mich eine superspannende Sache. Er kann den Klub auf ein neues Level bringen.“
Conte bemühte sich zuletzt allerdings, das Thema einzufangen: „Es ist einfacher, den Mailänder Dom zu versetzen, als Messi nach Mailand zu bringen.“ Die Fans werden weiter von dem 33-Jährigen träumen. Kommt es doch noch zum Megatransfer, würde der sechsmalige Weltfußballer in den Farben auflaufen, die einst Sandro Mazzola, Lothar Matthäus oder Ronaldo trugen. Und natürlich Hansi Müller.
Dreimal in Gelsenkirchen gespielt
Info: Inter Mailand ist bislang dreimal in Gelsenkirchen angetreten. 1997 gab es im Hinspiel des Uefa-Cup-Finals ein 0:1 bei Schalke 04. Marc Wilmots traf damals im Parkstadion. Im Rückspiel sicherten sich die Königsblauen durch ein 4:2 nach Elfmeterschießen den Pokal.
Im Jahr darauf kam es im gleichen Wettbewerb zur Revanche. Nach Inters 1:0 in San Siro rettete Michaël Goossens Schalke zunächst in die Verlängerung. Dort traf Taribo West zum 1:1-Endstand. Inter zog ins Halbfinale ein und gewann später den Titel.
2010/11 begegneten sich die Teams in der Champions League. Schalke gewann in Mailand furios 5:2. Raúl und Benedikt Höwedes trafen dann acht Tage später beim 2:1 in der Arena, Schalke zog ins Halbfinale ein.