Dallas/Essen. Thorsten Schmugge spielte einst als Profi für den VfL Bochum. Heute trainiert er beim FC Dallas Talente mit Profi-Perspektive.
Deutsche Sportfans bringen die Stadt Dallas im US-Bundesstaat Texas vor allem mit dem früheren deutschen Basketball-Star Dirk Nowitzki und dem NBA-Klub Dallas Mavericks in Verbindung. Doch durch den 1996 gegründeten FC Dallas macht auch ein Fußballklub langsam auf sich aufmerksam. So brachte dessen Nachwuchsabteilung bereits Talente wie den Schalker Weston McKennie (21) hervor. Einen gewissen Anteil daran hat Thorsten Schmugge.
Der 48-Jährige spielte unter anderem für die SG Wattenscheid, den VfL Bochum und den KFC Uerdingen, er war alleine in Nordrhein-Westfalen für neun verschiedene Vereine als Trainer und Spieler aktiv. Ein echter Wandervogel. 2015 zog es ihn als Nachwuchstrainer zum FC Dallas: „Als ich hier anfing, steckte der Fußball im Verein und im gesamten Land noch komplett in den Kinderschuhen“, erzählt Thorsten Schmugge im Gespräch mit dieser Redaktion. „Im Vergleich zum Basketball und Football haben wir enorm aufgeholt.“
Wegen Corona ausgeschlossen
Die erstklassige Major League Soccer hat sich entwickelt, auch wenn immer wieder Topstars aus dem europäischen Klubfußball wie Bastian Schweinsteiger oder Zlatan Ibrahimovic, die in fortgeschrittenem Profialter noch eine Herausforderung suchten, als Zugpferde dienten. Aktuell war es die Fußball-Liga, die als erste im nordamerikanischen Topsport den Restart nach der Corona-Pause organisierte. Bitter allerdings für den FC Dallas: Die Profi-Mannschaft wurde wegen elf positiver Covid-19-Fälle vom Turnier ausgeschlossen. „Für die Jungs tut es mir leid. Ich habe gesehen, wie intensiv die vorher gearbeitet haben“, sagt der frühere Mittelfeldspieler Schmugge. Der intensive Austausch zwischen den Jugend- und Profitrainern läuft jedoch ganz normal weiter: „Wir tragen ja alle eine Maske. Zudem haben sich die meisten Spieler erst am Turnier-Ort in Orlando angesteckt.“ Während sich die infizierten Profis in Quarantäne begaben, sind die gesunden Spieler wieder im Trainingsbetrieb. Beim FC Dallas spielen zwar alle Teams auf demselben Gelände, teilen sich aber auf 18 verschiedene Plätze auf. Das erleichtert die Einhaltung der Abstände.
Schmugge trainiert aktuell fünf Mannschaften. „Für mich ist das eine Herausforderung, weil jede Altersgruppe ein anderes Training benötigt“, sagt er. „Aber es hat mich enorm weitergebracht.“
Seit 2018 verantwortlich in der FC Dallas Academy
Gemeinsam mit seiner Familie hat es den gebürtigen Bayer nach Texas verschlagen. „In Deutschland habe ich alle Ligen kennengelernt. Da wollte ich einfach mal etwas anderes sehen“, sagt Schmugge, der in Deutschland zuletzt den ASC Dortmund trainierte. Den Kontakt in die USA stellte ein Bekannter aus Bochum her, dessen Frau aus Texas kommt. Zunächst spielte „Toto“ Schmugge ein Jahr in der Indoor League bei den Dallas Sidekicks. Anschließend fing er als Trainer beim Texas FC an und empfahl sich für den FC Dallas. Anfangs arbeitete er mit den jüngsten Jahrgängen. Seit 2018 verantwortet er zusätzlich das Training der FC Dallas Academy. In diese schaffen es Top-Talente mit Profi-Perspektive.
„Damals gab es hier keine vernünftigen Rasenplätze. Das Training leiteten die Eltern“, erinnert Schmugge sich. Mittlerweile arbeiten Trainer aus der ganzen Welt für den Verein: „Die Bedingungen sind inzwischen hochprofessionell.“ Die U11 bis U13 trainieren drei- bis viermal pro Woche, die U14 trainiert jeden Tag. Um acht Uhr ist das erste Training an. Abends kommt Schmugge meist erst nach 22 Uhr in seinen Wohnort Allen zurück.
Schmugge über McKennie: „Er war schon immer ein Top-Spieler“
Die Teams feiern in allen Altersklassen Erfolge. Das große Aushängeschild ist aktuell McKennie. Schmugge hat ihn zwar nicht selbst trainiert, aber seine Entwicklung begleitet: „Er war schon immer ein Top-Spieler. Allerdings sind die Talente aus den jüngeren Jahrgängen noch stärker.“ Begeistert ist er von seinem früheren Talent Chris Richards (20). Der Verteidiger trug maßgeblich zur Drittliga-Meisterschaft der U23 des FC Bayern bei, mit dem der FC Dallas kooperiert: „Man kann ihn mit Jerome Boateng vergleichen.“
Obwohl sich Schmugge in den USA wohlfühlt, liebäugelt er mit einer Rückkehr nach Deutschland: „Nicht heute, aber in den nächsten zwei oder drei Jahren. Wenn das richtige Angebot kommt, werde ich mir das überlegen.“