Essen. Spektakuläre Wechsel bahnen sich in dieser Transferperiode noch nicht an. Die Corona-Krise lässt den Geldfluss erlahmen. Ein Kommentar.
Als die Transfersummen in einer 222-Millionen-Euro-Explosion ihren Zenit erreichten, war auf die unerschütterliche Moral von Christian Streich Verlass: „Der Gott des Geldes wird immer größer, und irgendwann verschlingt er alles“, sagte der Freiburger Lehrer und Fußballtrainer. Die Macht des Geldes, sie sei eben grenzenlos.
Das war vor drei Jahren. Vielen drückte damals auf der Seele, dass durch den unglaublichen Wechsel von Brasiliens Fußball-Prinzen Neymar zum Scheich-Klub Paris St. Germain ein neues Zeitalter anbrechen würde. Dass der Fußball nun endgültig den Kontakt zu seinen Fans verliert, die sich solche Summen nicht einmal bildlich vorstellen können. Im besten Fall, so war die Hoffnung, würde der Gott des Geldes sich am Ende selbst verschlingen.
Bayern München sorgte für einen Rekordtransfer
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Hat er aber nicht. Er lebt, er ist putzmunter, nur nicht mehr so gefräßig. Atlético Madrid blätterte vor der vergangenen Saison 126 Millionen Euro für Joao Felix hin. Der FC Barcelona leistete sich Antoine Griezmann für 120 Millionen Euro. Für 80 Millionen wechselte der französische Weltmeister Lucas Hernández zum FC Bayern München und wurde damit zum Rekordeinkauf der Bundesliga.
In dieser Transferperiode bahnt sich noch kein spektakulärer Wechsel an. Die Münchener haben endlich ihren Wunschspieler Leroy Sané bekommen, zum Schnäppchenpreis verglichen mit dem, was vor seinem Kreuzbandriss fällig gewesen wäre. Aber nicht ein Umdenken der Klubs oder dass irgendjemand von Christian Streichs Worten berührt worden wäre, lässt den Geldfluss erlahmen, sondern eine Pandemie.
Den Fußball-Klubs geht es nicht gut
Das Coronavirus hat die Branche geschwächt, die Einnahmen gedrosselt. Einige Klubs aus den oberen Etagen fürchteten gar um ihre Existenz. Dass der Transfermarkt stockt, ist deshalb eher ein schlechtes Zeichen. Den Klubs geht es nicht gut.
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Hartnäckige Fußballromantiker wie Christian Streich hätten sich gewünscht, dass er es aus anderen Gründen tut. Aber vielleicht sorgt die auferzwungene Bescheidenheit dafür, dass auf Dauer ein Lerneffekt stattfindet. Wenn der Fußball trotzdem spannend bleibt, und verblasste Werte wieder schimmern. Satt wird der Gott des Geldes nie sein, aber die Zwangsdiät könnte zumindest den Appetit verringern.