Istanbul/Essen. Basaksehir Istanbul hat die türkischen Traditionsklubs in der Süper Lig abgelöst. Dabei bekam der Verein jedoch Unterstützung von der Politik.
Basaksehir Istanbul ist erstmals türkischer Meister. Jubelstürme hat dieser Erfolg allerdings nicht ausgelöst, denn Fans hat der Klub nur sehr wenige. In Recep Tayyip Erdogan dafür einen sehr berühmten. „Ich gratuliere dem Klub und seinen Anhängern ganz herzlich“, twitterte der türkische Staatspräsident nach dem 1:0-Sieg seines Herzensklubs über Kayserispor am Sonntagabend.
Warum Erdogan dem Klub aus dem Westen Istanbuls emotional verbunden ist, ist nicht ganz klar. Es mag daran liegen, dass Vereinsboss Göksel Gümüsdag mit der Nichte von Erdogans Frau verheiratet und Mitglied in der Regierungspartei AKP ist.
Nicht die einzige Verflechtung zwischen dem Fußballklub und der Politik, wie ein Blick auf seine Sponsoren zeigt. Die als regierungsnah geltende Krankenhauskette Medipol ist Hauptsponsor, der städtische Flughafen und die Wasserwerke zählen ebenfalls zu den größten Geldgebern.
Basaksehir Istanbul: „Wie das RB Lepizig der Türkei“
„Der Verein konnte in der Vergangenheit nicht widerlegen, dass er vom Staat unterstützt wird. Woher das Geld kommt, ist ein großes Thema“, erklärt Fatih Demireli, Türkei-Experte und Chefredakteur des Magazins Socrates, im Gespräch mit dieser Zeitung. Denn mit Hilfe der regierungsnahen Großsponsoren entwickelte sich die einstige Betriebsmannschaft der Istanbuler Stadtverwaltung seit seiner Neugründung im Jahr 2014 zu einem Spitzenklub, der den Traditionsvereinen Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas Konkurrenz macht.
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Nach achtbaren Platzierungen in den vergangenen Jahren ist dem Team von Trainer Okan Buruk in der Süper Lig nun der große Coup gelungen. Möglich gemacht haben das ein gutes Management und auch prominente Altstars wie Robinho, Demba Ba oder Gael Clichy. Auch Ex-Schalker Junior Caicara zählt zum Team, das die Liga mit Offensivfußball dominiert hat.
Begeistert hat dieser in der Türkei - außer Erdogan - allerdings nur wenige. „Was die öffentliche Wahrnehmung angeht, ist Basaksehir wie das RB Leipzig der Türkei“, sagt Demireli. „Die Verantwortlichen machen richtig gute Arbeit, doch für die meisten Leute ist es schwer, diesen Verein sympathisch zu finden.“