Essen. Steffi Jones wünscht sich eine Frau als Löw-Nachfolger, doch im DFB-Lehrgang sind derzeit nur zwei Frauen dabei. Das passt nicht. Ein Kommentar.
Steffi Jones formulierte in dieser Woche eine deutliche Botschaft. „Es wird Zeit für eine Trainerin der Herren-Nationalmannschaft“, erklärte die ehemalige Bundestrainerin der Frauen-Elf. Denn: „Kompetenz ist unisex.“ Stimmt. Trotzdem liegt es derzeit leider noch in weiter Ferne, dass eine Frau Deutschlands wichtigste Sportmannschaft als Nachfolgerin von Bundestrainer Joachim Löw leitet. Der Fußball gibt sich zwar gerne weltoffen, trotzdem hinkt er einigen gesellschaftlichen Entwicklungen meilenweit hinterher.
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Vereinzelt trainieren Frauen Herrenmannschaften. Inka Grings arbeitete bis zum Sommer beim Regionalligisten SV Straelen, Imke Wübbenhorst pfeift die Männer der Sportfreunde Lotte zusammen, ebenfalls in der Regionalliga. Doch in den höchsten drei deutschen Spielklassen findet sich keine Cheftrainerin.
Der Deutsche Meister der Frauen wird von einem Mann trainiert
Zum Vergleich: Bei den aktuellen Deutschen Meisterinnen des VfL Wolfsburg gibt in Stephan Lerch ein Mann die Taktik vor. Nur wenn Frauen ebenso die Chance erhalten, im männlichen Spitzenfußball an der Seitenlinie zu stehen, können sie sich für höhere Aufgaben empfehlen. So drängt sich derzeit keine Kandidatin als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw auf.
Natürlich treten in Deutschland mehr Fußballer als Fußballerinnen vor den Ball, dadurch rutschen zwangsläufig mehr Männer in eine Trainerlaufbahn, die Auswahl wird größer bleiben. Trotzdem liefert dies keine Erklärung dafür, warum den höchsten Trainerlehrgang des Deutschen Fußball-Bundes in der Regel nur eine Frau absolviert, diesmal sind es zwei. Eine festgelegte höhere Quote würde dabei helfen, mehr weibliches Spitzenpersonal auszubilden, das sich den Weg durch die Klubs bahnen könnte.
Fußballer von heute lassen sich eher von Frauen im Training überzeugen
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Denn eigentlich wächst derzeit bei den männlichen Profis eine Spielergeneration heran, der es vor allem um Kompetenz geht. Sie fragt sich nicht mehr, wie viele Pokale ihr Trainer bereits in die Luft gestemmt hat, sondern ob er ihnen die richtigen Laufwege einimpft.
Es wäre utopisch zu behaupten, dass niemand dieser Profis Vorurteile gegenüber einer Trainerin hätte, aber die Spieler heute würden sich wesentlich leichter überzeugen lassen. Genau wie viele Wirtschaftsunternehmen bringt sich der deutsche Fußball derzeit um noch ein erschütternd riesiges Potenzial, weil er Frauen keine echte Chance bietet.