Nyon. Auf den FC Bayern warten im August harte Gegner. Vorstands-Chef Rummenigge warnt. Leipzig trifft auf Atlético. Trainingsarbeit wird kompliziert.
Es hatte etwas Ulkiges, wie die Uefa am Freitag versuchte, die Verantwortlichen der Klubs per Videoübertragung an der Auslosung in der Schweiz teilnehmen zu lassen. In Madrid etwa wackelte die Internetleitung. Juninho, Sportdirektor von Olympique Lyon, erinnerte in seinem Wohnzimmer eher an einen Kunststudenten. Nur beim FC Barcelona trugen alle eine Maske. Und der FC Bayern schien für die Schalte keinen anderen gefunden zu haben als Ex-Profi Giovane Elber, der in einem drögen Konferenzraum weilte.
Dort verfolgte er, wie Paulo Sousa, der in den 90er-Jahren mit langen Haaren ein Jahr lang die BVB-Fans mit seiner feinen Technik beschenkt hatte, nun mit grauem Kurzhaarschnitt dem FC Bayern einen beschwerlichen Weg ins Finale bescherte. Schon im Viertelfinale droht ein Duell mit dem FC Barcelona um Superstar Lionel Messi. Vorher aber müssen die Münchener selbst noch das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea am 8. August zu Hause austragen. Nach dem 3:0-Erfolg im Hinspiel müssten die Bayern aber wohl barfuß antreten, um in Schwierigkeiten zu geraten. Barcelona hingegen könnte im Rückspiel gegen den SSC Neapel (Hinspiel 1:1) schwanken. RB Leipzig steht bereits im Viertelfinale, trifft dort nun auf Atlético Madrid.
Ohne Zuschauer fehlt die Würze
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Generell dürfte durch die etwas skurrile Auslosung wohl dem Letzten bewusst geworden sein, dass diese Saison als die bislang ungewöhnlichste in die Geschichtsbücher geschrieben werden wird. Denn weiterhin schwächt die Corona-Krise Europa. Sie zwang die Königsklasse im März zum Stillstand. Nun sollen die Spiele im August durchgepeitscht werden. Vier Achtelfinal-Rückspiele müssen noch angepfiffen werden. Dann wird in die portugiesische Hauptstadt Lissabon umgezogen, wo die acht Viertelfinalisten ab dem 12. August um den Henkelpott streiten – in jeweils einem Spiel pro Runde, ohne Rückspiel. Das Finale findet am 23. August statt.
Für die Vereine bedeutet dies eine komplizierte Trainingsarbeit, weil in der Vorbereitungszeit der wichtigste Titel vergeben wird. Sportlich verspricht das Miniturnier weiterhin Extraklasse, doch da Zuschauer nicht in die Stadien strömen dürfen, fehlt die Würze.
Rummenigge: "Mir ist schon wieder zu viel Euphorie im Spiel"
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Die Bayern wollen trotzdem daran basteln, nach 2013 erneut das Triple zu bejubeln. Dafür würde im Halbfinale der Sieger aus dem Achtelfinale Manchester City gegen Real Madrid (Hinspiel 2:1) oder der aus dem Achtelfinale zwischen Juventus Turin gegen Olympique Lyon (Hinspiel 0:1) auf den Rekordmeister warten. Erst mal gelte die Konzentration aber dem FC Chelsea, betonte Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge. „Mir ist nach dem Double-Gewinn in der Öffentlichkeit schon wieder zu viel Euphorie im Spiel. Jetzt liegt der Fokus auf Chelsea, dann sehen wir weiter“, warnte er.
Ein deutsches Duell gegen Leipzig wäre erst im Finale möglich. Die Sachsen haben sich zum ersten Mal in ihrer noch jungen Vereinsgeschichte ins Königsklassen-Viertelfinale gehievt. Sollte RB dort Atlético niederringen, müsste das Team von Trainer Julian Nagelsmann anschließend den Sieger aus dem Viertelfinale Atalanta Bergamo gegen Paris Saint-Germain herausfordern. „Wir werden gute Lösungen finden, haben einen sehr guten Trainer und eine gute Mannschaft“, tönte RB-Sportdirektor Markus Krösche selbstbewusst.
23 Spieler auf dem Bericht
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Da sich die Saison durch die Corona-Krise so weit nach hinten gedehnt hat, können die Trainer wie zuletzt in der Bundesliga fünfmal an drei Zeitpunkten auswechseln, in der Verlängerung ist ein weiterer Tausch erlaubt. Und statt 18 dürfen jetzt 23 Spieler auf dem Spielbericht notiert werden.