Mönchengladbach. Gladbach-Sportdirektor Max Eberl räumt Risiken beim DFL-Plan ein. Wie würden die Gesundheitsämter auf einen Corona-Fall reagieren?
Normalerweise kann sich Max Eberl im Frühjahr schon vorrangig um die Kaderplanung kümmern. Dann befasst sich der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach etwa mit auslaufenden Spielerverträgen und möglichen Transfers für die neue Saison. In diesem Jahr jedoch – in Zeiten der Corona-Pandemie – ist alles anders als sonst. „Ich habe mit Beratern deutlich weniger gesprochen als mit Ämtern und natürlich mit dem Gesundheitsamt in Mönchengladbach“, sagt Eberl.
Der Klub musste sich schon recht früh mit den Behörden absprechen. Am 7. März spielte Gladbach noch vor knapp 54.000 Zuschauern gegen Borussia Dortmund – trotz teils erheblicher Bedenken, weil der vom Coronavirus zu diesem Zeitpunkt deutschlandweit am stärksten betroffene Kreis Heinsberg keine zehn Kilometer vom Borussia-Park entfernt liegt. Etliche Fans von dort gaben ihre Karten nach einem Angebot des Klubs, in Zukunft ein Europapokalspiel kostenfrei besuchen zu dürfen, zurück.
Am 11. März trugen die Borussia und der 1. FC Köln dann das erste Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte aus. Und in der vergangenen Woche gab es im Zuge der Corona-Tests bei den 36 deutschen Profi-Klubs einen zunächst positiven Befund bei einem Borussia-Profi – zwei weitere Tests kurz darauf waren allerdings negativ.
Quarantäne im Borussia-Park
Auch Gladbach bereitet sich nun auf den geplanten Re-Start der Fußball-Bundesliga vor, die am Samstag nach mehr als zweimonatiger Pause die Saison mit Geisterspielen wieder aufnehmen will. Für die Fohlen steht am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) die Auswärtspartie bei Eintracht Frankfurt auf dem Plan.
Am Montag begab sich die Mannschaft in Quarantäne: Trainer Marco Rose wohnt nun mit seinen Spielern in dem Vier-Sterne-Hotel im Borussia-Park, das im Februar 2019 eröffnete. Dort hat jeder Profi ein Einzelzimmer. Gestern Nachmittag bat Rose noch zum Mannschaftstraining.
Eberl räumt Risiken ein
Teamtraining darf es beim Zweitligisten Dynamo Dresden derzeit nicht geben. Die Sachsen hatten am Samstag über positive Befunde bei zwei Profis informiert. Auf Anweisung des dortigen Gesundheitsamtes wurde der gesamten Kader sowie Trainer- und Betreuerstab in eine zweiwöchige Quarantäne geschickt. Dynamo kann nicht wie geplant am kommenden Wochenende bei Hannover 96 antreten – und auch nicht eine Woche später gegen Greuther Fürth spielen.
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Der Fall Dresden zeigt, dass es schwierig werden könnte, einen geregelten Spielbetrieb bis Ende Juni abzuwickeln, wie es die Deutsche Fußball-Liga wünscht. Eberl räumt Risiken beim DFL-Plan zur Fortsetzung der Saison ein. „Das Konzept steht auf tönernen Füßen“, stellt der 46-Jährige fest. „Auch wir sind nicht frei von Corona, wir sind mittendrin, keiner weiß, wie es sich entwickelt. Wir sind nicht naiv.“
„Sehr überrascht“ vom Fall Dresden
Der Fall, dass ein ganzes Team in Quarantäne muss, habe die Gladbacher allerdings „doch sehr überrascht am Wochenende“, sagt Eberl. „Weil die Voraussetzungen aus meiner Sicht und unserer Wahrnehmung in den letzten Wochen so waren, dass durch die Abstandsregelung, durch die Hygiene, durch die Trennung von Menschen ein enger Kontakt gar nicht zustande kam.“
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In Köln hatte das Gesundheitsamt zuvor entschieden, nur zwei positiv getestete Profis des 1. FC, nicht aber den gesamten Kader in Quarantäne zu schicken. Allerdings absolvierte Köln zu diesem Zeitpunkt noch Gruppen- und kein Teamtraining. Eine Gesundheitsexpertin verteidigte in der ARD-Sendung Anne Will die unterschiedlichen Folgen der Corona-Fälle in Köln und Dresden. „Mein Plädoyer ist: Vertraut doch den Leuten, die das machen. Die haben die Ausbildung, die können auch entscheiden und die können genauso gut auch differenzieren, in einem Fall ist es so und im anderen so“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert.
Stadt Bochum würde gesamtes Team in Quarantäne schicken
Die Fälle in Köln und in Dresden seien unterschiedlich, erklärte sie: „In Köln sind die betroffenen Spieler als Kontaktpersonen ermittelt worden. Ich weiß, dass das Gesundheitsamt sehr intensiv mit dem 1. FC Köln da dran ist.“ Bei Dresden war es bereits die dritte Testreihe, schon bei der ersten hatte es einen Corona-Fall gegeben. „Da ist dann klar“, so Teichert, „dass die Infektion weitergegeben wurde.“
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Weitere Corona-Fälle bei den Profiklubs können nicht ausgeschlossen werden. Wie wird dann verfahren? Auf Anfrage dieser Redaktion teilte die Stadt Bochum mit, das Gesundheitsamt „würde auch die gesamte Mannschaft in Quarantäne schicken“, wenn dies nach Feststellung des Sachverhalts erforderlich wäre. Auch die Stadt Gelsenkirchen schließt Quarantäne für die Profis des FC Schalke 04 nicht aus – jeder Fall müsse geprüft werden, heißt es. Schalke soll am Samstag bei Borussia Dortmund spielen, der VfL Bochum gegen den 1. FC Heidenheim antreten.
Eberl: Mit lokalen Ämtern zusammenarbeiten
Max Eberl empfiehlt allen Profiklubs, ganz eng mit den örtlichen Gesundheitsämtern zusammenzuarbeiten. Er spricht aus Erfahrung: „Es geht dabei darum, die Maßnahmen für unsere Spieler einzuhalten“, sagt Eberl. „Und nicht darum, irgendeinen Vorteil zu generieren.“