Essen/Mainz. Die Regionalliga West steht vor dem Abbruch. Die DFL hingegen ist bereit zur Saison-Fortsetzung. Michael Welling kann das nachvollziehen.
Es sind zwei völlig unterschiedliche Stimmungsbilder. Und doch haben die Klub-Vertreter zweier Fußball-Ligen die jeweiligen Entscheidungen vor allem aus finanziellen Gründen getroffen. Während die Deutsche Fußball-Liga (DFL) aufgrund der zu erwartenden Erlöse aus der TV-Vermarktung für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs der 1. und 2. Bundesliga bereit ist, wollen 16 von 18 Klub-Verantwortlichen der Regionalliga West den vorzeitigen Abbruch der Saison. Denn Spiele ohne Publikum wären zu teuer.
Michael Welling kennt beide Sichtweisen. Von 2010 bis 2018 war er geschäftsführender 1. Vorsitzender des Regionalligisten Rot-Weiss Essen, inzwischen ist er beim Bundesligisten FSV Mainz 05 zuständig für Marketing und Vertrieb. Somit kann er nachvollziehen, was am Mittwochnachmittag in der DFL-Videokonferenz besprochen wurde. „Doch für Regionalliga-Vereine wie RWE, Offenbach, Saarbrücken oder Aachen, die generell einen hohen Zuschauerzuspruch haben, wären Spiele ohne Zuschauer aus wirtschaftlicher Sicht ganz anders zu betrachten“, betont der 49-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung.
Welling: "Spiele ohne Zuschauer machen keinen Spaß"
Inzwischen haben sich Fan-Gruppen einiger Bundesliga-Vereine öffentlich gegen Geisterspiele ausgesprochen. „Da sind wir uns alle einig: Spiele ohne Zuschauer machen keinen Spaß“, betont Welling, wirbt aber auch für Verständnis für die Erst- und Zweitligisten: „Man kann es nicht rein aus Fan-Sicht sehen, da die wirtschaftlichen Folgen allumfassend sind.“
Dass regelmäßig Zahlungen bei den Klubs ankommen, sei für die Zukunft maßgeblich: „Ganz gleich, ob man über einen Fußball-Bundesligisten oder einen Kiosk spricht: Gibt es keine Einnahmen, geht es an die wirtschaftliche Substanz und man gerät in die Illiquidität. Dann wäre das Überleben von Klubs gefährdet.“