Dortmund. Die Deutsche Fußball Liga möchte im Mai wieder spielen - doch die Kritik mehrt sich. SPD-Politiker Lauterbach nennt Plan verantwortungslos
Die Worte, die Karl Lauterbach im Nachrichtenmagazin Spiegel wählt, sind deutlich. Der SPD-Politiker und Gesundheitsexperte hält einen Wiederbeginn der Bundesliga im Mai für verantwortungslos. Der medizinische und logistische Aufwand sei viel zu hoch. Zudem befürchtet der Bundestagsabgeordnete in großen Teilen der Bevölkerung Unverständnis „für den Sonderweg im Profifußball“.
Derzeit ruht der Spielbetrieb der ersten und zweiten Liga aufgrund der Corona-Krise bis Ende des Monats. Am 17. April wird bei der nächsten außerordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) über das weitere Vorgehen debattiert.
Nach den Informationen dieser Redaktion planen die 36 Lizenzvereine derzeit, die Spiele ab dem 2. oder dem 9. Mai vor Geisterkulissen wieder anzupfeifen, um die Saison bis zum 30. Juni zu beenden. Laut der Bild sollen die Verantwortlichen mittlerweile zu einem Start am 9. Mai tendieren.
25 von 34 Bundesliga-Spieltagen sind absolviert
So oder so würde der Ball wieder rollen, wenn noch lange nicht alle Corona-Beschränkungen in Deutschland gelockert sein werden. Union Berlins Präsident Dirk Zingler warnt daher vor einer verfrühten Wiederaufnahme des Spielbetriebs. „Wir sollten einen Termin finden, der eine gesellschaftliche Akzeptanz hat“, sagt er. „Die Kinder müssen erst zur Schule und vielleicht muss auch die kleine Kneipe mit 20 Plätzen erst wieder öffnen, bevor wir Fußball spielen.“
Nur sind derzeit erst 25 von 34 Spieltagen absolviert, deswegen drückt die DFL aufs Tempo. Ein Plan lautet, ab Mai vor jedem Spieltag die Fußballer auf Covid-19 zu testen. Bis zu 20.000 Tests wären dafür nötig. „Die Frage ist, ob das die beste Verwendung der knappen Tests ist für das Luxusgut Fußball“, kritisiert Lauterbach. Ähnlich sieht es ein Teil der Fans von Fortuna Düsseldorf. „Dass Fußball ohne uns Fans stattfindet, ist mit Sicherheit nicht in unserem Interesse, viel wütender macht uns jedoch der Fakt, dass alle Spieler der Bundesliga und 2. Bundesliga vor jedem Spieltag auf Covid-19 getestet werden sollen“, schreiben die Fangruppierungen in einem Statement.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert erwidert die Kritik
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert erwidert die Kritik in einem Interview mit der New York Times: „Es wird nicht der Fall sein, dass auch nur eine Ärztin, ein Arzt, eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger, die für das System wirklich relevant sind, nicht getestet werden kann, weil Fußballspieler getestet werden müssen“, erklärt Seifert.