Essen. Die Fifa empfiehlt die Verlängerung der Spielerverträge in der Corona-Krise. Spielervermittler und Sportrechtler sehen darin erhebliche Probleme.
BVB-Star Mario Götze zählt zu den bekanntesten Fußballprofis, deren Verträge im Sommer auslaufen. Jedenfalls unter normalen Umständen. Doch die meisten europäischen Ligen sind wegen der Corona-Krise unterbrochen, die Bundesliga hofft auf ein Saisonende am 30. Juni. Einen Tag später würde die Transferperiode beginnen. Ist das realistisch?
Nein, sagt Dr. Gregor Reiter, Geschäftsführer der Deutschen Fußballspieler-Vermittler-Vereinigung (DFVV), die rund 200 Spielerberater vertritt. „Wenn man es schafft, die Bundesliga bis zum 30. Juni zu Ende zu spielen, kann ich nicht am 1. Juli mit den Transfers beginnen. Vereine und Spieler werden im Sommer – wie wir alle – aufgrund der aktuellen Belastungen auch einige Wochen Pause brauchen“, sagt der Dortmunder dieser Redaktion. Auch juristisch wirft die Transferperiode einige Fragen auf.
Der Fifa empfiehlt, die Verträge an die Saison anzupassen. Auslaufende Kontrakte sollen nicht am 30. Juni enden, sondern solange verlängert werden, bis die Spielzeit beendet ist. Spielerwechsel sollen erst danach vollzogen werden. Für Gregor Reiter ist das nur konsequent: „Dass man ein Transferfenster verschiebt, ist nicht der ganz große Wurf. Es ist die logische Konsequenz, die auf die Entwicklung der vergangenen Wochen folgen musste. Wie in anderen Lebensbereichen auch müssen jetzt bürokratische Hürden aus dem Weg geschafft werden, um den Beteiligten wirtschaftliches Handeln zu ermöglichen. Dazu gehört es, die Wechselfristen im Sommer anzupassen.“
Maßgeblich für Verein und Spieler ist der Arbeitsvertrag
Doch so einfach ist das wohl nicht, wie der Düsseldorfer Sportrechtler Dr. Paul Lambertz dieser Redaktion erklärt: „Man muss das arbeitsrechtliche Verhältnis zwischen Verein und Spieler trennen von den lizenzrechtlichen Bedingungen der Fifa. Ein Arbeitsvertrag, der am 30. Juni endet, kann nicht von der Fifa einseitig verlängert werden. Darauf müssen sich die Parteien des Vertrages, also Spieler und Verein, einigen.“
Normalerweise beginnt die Transferperiode am 1. Juli und endet in den meisten Ländern am 31. August. Der Zeitplan soll nun entsprechend angepasst werden. Das könnte auch zur Folge haben, dass über die Anpassung des Vertrages gesprochen werde, so Lambertz. Aber: „Man vergisst leicht, dass es sich auch im Profifußball um ein ganz normales Arbeitsverhältnis handelt. Niemand kann gegen seinen Willen gezwungen werden, länger als festgeschrieben bei einem Verein zu bleiben. Aber es geht auch in die andere Richtung: Ein Verein muss einen Spieler nicht länger beschäftigen als bis zum festgelegten Datum. Die Tür geht in beide Richtungen zu.“
"Transfermarkt wird ein anderer sein"
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Ebenso offen ist, wie sich der Transfermarkt entwickeln wird. Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte jüngst die Hoffnung ausgedrückt, dass sich die Transfersummen verringern werden. Die Kaderplanungen haben laut Reiter in den Vereinen schon begonnen, doch welche Summe letztlich fließen, darüber lasse sich nichts sagen: „Man kann jetzt noch nicht wissen, wie sich der Transfermarkt in Deutschland und in Europa entwickeln wird. Die Frage, wann in Ländern wie Italien, Frankreich und Spanien wieder an Fußball gedacht wird, ist im Moment völlig offen. Allerdings kann man sicher sagen, dass der Transfermarkt 2020 ein anderer sein wird als der Transfermarkt 2019.“
Reiter: Stärkerer Fokus auf die Bundesliga
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DFVV-Geschäftsführer Reiter prognostiziert: „Der Transfermarkt der vergangenen Jahre war ein globaler. Ich glaube, dass man sich in dem ersten Transferfenster nach der Corona-Krise eher auf den regionalen, sprich deutschen Markt fokussieren wird. Vieles wird davon abhängen, wie viele Vereine in Europa wirtschaftlich angeschlagen aus der Corona-Krise hervorgehen werden und wann Europa wieder Fußballspielen darf. “