Essen. Der Coronavirus stürzt den Sport ins Chaos, es drohen Geisterspiele und Absagen - auch im Revierderby. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Kurz und schmerzlos teilte die Pariser Polizeipräfektur ihre Entscheidung am Montagmittag mit: In Übereinstimmung mit den am Abend zuvor beschlossenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus werde das Champions-League-Spiel zwischen Paris Saint-Germain und Borussia Dortmund am Mittwochabend (21 Uhr/Sky) ohne Zuschauer stattfinden. Schon jetzt ist klar: Es wird nicht das letzte Geisterspiel bleiben. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie geht es in der Bundesliga weiter?

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Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, ist nicht sonderlich optimistisch: „Wir würden schon am liebsten den nächsten Spieltag mit Zuschauern spielen. Das ist aber leider nicht realistisch“, sagte er bei „Bild live“. Offiziell ist noch keine Entscheidung gefallen, weder über die Spiele am Wochenende – darunter das Revierderby zwischen dem BVB und Schalke – noch über das Nachholspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Köln am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky). Voraussichtlich an diesem Dienstag soll feststehen, ob die Partien ohne Zuschauer stattfinden.

Absagen will die DFL sie nicht. „Sollte es keine anderslautenden Verordnungen der Behörden vor Ort geben, dann werden die Begegnungen des kommenden 26. Spieltags in beiden Ligen ausgetragen“, verkündete sie. Am Montag treffen sich die Profiklubs zu einer Krisensitzung, um das weitere Vorgehen zu diskutieren. Die DFL hat allerdings schon klar gemacht: Die Saison muss wie vorgesehen zu Ende gespielt werden, um Auf- und Absteiger sowie die internationalen Teilnehmer zu ermitteln.

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Wer entscheidet darüber?

Letztlich die Gesundheitsbehörden vor Ort. Die DFL und andere Verbände dürfen keine Spiele absagen, weil sie nicht die Veranstalter sind, sondern die Klubs. Deswegen ist von einer einheitlichen Linie bislang nicht viel zu sehen. Während Dortmund in Paris vor leeren Rängen antreten muss, spielt Leipzig gegen Tottenham vor Zuschauern. Das für den 19. März angesetzte Europa-League-Spiel von Eintracht Frankfurt in Basel wurde dagegen abgesagt. In der Schweiz ruht der Ligabetrieb, in anderen Ländern wird bereits ohne Zuschauer gespielt – und in Italien will das Olympische Komitee bis zum 3. April alle Sportveranstaltungen aussetzen.

„Ich finde es konsequent inkonsequent, was wir gerade tun“, kritisiert Horst Heldt, Sportdirektor des 1. FC Köln. Klubs wie der SC Freiburg und der VfL Bochum haben inzwischen den Kartenvorverkauf ausgesetzt, beim FC Schalke hält man das vorerst nicht für nötig – ein Großteil der Besucher hat ohnehin eine Dauerkarte.

Wer entschädigt die Fans?

Die Klubs sind als Veranstalter erste Ansprechpartner. Und bei denen stehe diese Frage „ganz oben auf der Agenda“, verkündete Seifert. Details aber sind noch völlig unklar. „Es ist ganz wichtig, Entscheidungen nicht auf Basis von Konjunktiven zu treffen“, sagt Schalkes Finanzvorstand Peter Peters auf Anfrage dieser Zeitung. Soll heißen: Das wollen die Klubs erst klären, wenn sie wissen, wie es weitergeht. Die Geschäftsbedingungen der Bundesligisten sind unterschiedlich, die Rechtslage ist unklar. Für das Paris-Spiel des BVB bekommen die Fans den Ticketpreis erstattet.

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Gibt es wegen der Zuschauer-Aussperrungen Livespiele im Free-TV?

Hinter den Kulissen wird darüber diskutiert, offiziell gibt es nur wachsweiche Aussagen: „Zu sämtlichen Themen im Zusammenhang mit dem Coronavirus sind wir kontinuierlich in engem Austausch und in Abstimmung mit unserem langjährigen Partner DFL“, erklärt der Rechte-Inhaber Sky.

Was sind die finanziellen Folgen?

Ein großer Klub wie Schalke 04 verdient an einem Spieltag bei vollem Stadion etwa zwei Millionen Euro. Fehlt das Geld, ist es bei einem Gesamtumsatz von 350 Millionen Euro verkraftbar, ligaweit machen die Spieltagserlöse nur noch 12,9 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Auf Dauer aber kann es schmerzhaft werden – weshalb die DFL prüft, ob sie TV-Einnahmen vorzeitig auszahlt, um Engpässe zu überbrücken. Der BVB ist gegen Spielausfälle versichert, viele andere Klubs sind es nicht – und in speziellen Policen sind Schäden durch Epidemien und Seuchen oft ausgeschlossen.

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Wie ist es in anderen Sportarten?

Deutlich dramatischer, weil der Anteil der Zuschauer-Einnahmen am Gesamtumsatz viel höher ist. Die Deutsche Eishockey-Liga beobachtet daher sehr nervös, wie sich die aktuelle Lage auf die bald startenden Play-offs auswirkt. Ohne Zuschauer kann schnell ein mittlerer sechsstelliger Betrag fehlen, bei zwei Play-off-Heimspielen kommt man an die Millionengrenze. Zum Vergleich: Der Gesamtetat der Düsseldorfer EG bewegt sich zwischen acht und neun Millionen Euro.

Unklarheiten gibt es beim Handball: Am Freitag soll die Nationalmannschaft in Magdeburg gegen die Niederlande spielen – vermutlich aber auch vor leeren Rängen.

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