Essen. DFB-Präsident Fritz Keller nannte des Fadenkreuz-Banner in Gladbach einen „versteckten Mordaufruf“. Dafür wurde er kritisiert. Ein Kommentar.

Sie schaffen es ja immer wieder. Man hat das Gefühl, dass einige Fans, die sich beim Fußball austoben wollen, dabei kaum aufgehalten werden – obwohl es doch längst verschärfte Einlasskontrollen gibt. Die Forderung, die DFB-Präsident Fritz Keller im Bild-Gespräch vortrug, ist also berechtigt: Wenn Hetzplakate aus den Stadien verbannt werden sollen, muss noch besser kon­trolliert werden.

Der Aufreger vom Wochenende, die abscheulichen Proteste einer Mönchengladbacher Fan-Minderheit gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp, beurteilte Keller so: „Das mit diesem Fadenkreuz ist meines Erachtens eine versteckte Morddrohung. Das geht auf keinen Fall. Wenn wir das sehen und den Vorfall in Hanau – wissen wir, dass in unserer Gesellschaft etwas nicht stimmt.“

Maximale Provokation durch maximale Geschmacklosigkeiten

Wegen dieser Sätze wurde Keller in den Sozialen Medien mit reichlich Kritik überzogen. Hanau und Mönchengladbach zu verknüpfen, das ist zwar ziemlich gewagt; und über den Begriff „versteckte Morddrohung“ lässt sich diskutieren. Aber dabei sollte unbedingt bedacht werden: Die Grenzüberschreitung ist das Porträt eines Menschen im Fadenkreuz – und nicht die übertriebene Wortwahl des emotional aufgewühlten DFB-Präsidenten.

Diese Fan-Gruppen, die Selbstdarstellung lieben, rücksichtslos ihr Ding durchziehen und denen Strafen für den eigenen Klub dabei total egal sind, wollen mit maximalen Geschmacklosigkeiten maximal provozieren. Auch wenn man nicht gleich von Mordaufruf sprechen muss: Zu tolerieren sind derartige Tabubrüche keinesfalls.

Das Fadenkreuz ist kein harmloses Symbol

Jeder stelle sich doch nur einmal vor, wie er sich selbst fühlen würde, wenn er sein Gesicht hinter einem Fadenkreuz sähe. So ein Bild, wir kennen es auch aus dem TV-Tatort, stellt sehr wohl einen Zusammenhang mit Schießen und Töten her. Der Fußball darf nicht dulden, dass solche weit überzogenen Formen von Provokation zur Gewohnheit werden.