Essen. Ab 2021 sind ausgewählte Champions-League-Duelle live bei Amazon Prime Video zu sehen. Die nächste Neuerung für den Fan. Ein Kommentar.

Das US-Unternehmen Amazon hat bei seinem Premium-Dienst Prime in Deutschland 17 Millionen zahlende Kunden. Vermutlich ist nur der ADAC mit seinen 21 Millionen Mitgliedern noch größer, wenn man freiwillige Mitgliedschaft zugrunde legt.

Für die 17 Millionen Amazon-Premiumkunden ist die Nachricht, dass ihr Anbieter ab 2021 Champions-League-Spiele anbietet, vermutlich zunächst einmal eine gute Nachricht, bekommen sie für ihr Geld doch attraktiven Sport zusätzlich angeboten.

Streaming in der Breite angekommen

Der Zuschlag der Übertragungsrechte an Amazon setzt aber vor allem einen weiteren, ersten richtig großen Schritt in die deutsche Medienzukunft. Bisher hatte sich DAZN als Streaming-Dienst einen Teil der Spiele gesichert, der internationale Anbieter hat auf dem deutschen Markt eher Nischen-Status. Mit Amazon ist das Streaming jetzt in der Breite angekommen.

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Es sind nicht mehr nur die Netflix-Nutzer, die dem klassischen Fernsehprogramm den Rücken kehren, wobei die Streamingdienste längst auch halbwegs modernen Fernsehern laufen, der gemeinschaftliche Fernsehabend also durchaus eine Zukunft hat.

Nur das Sehverhalten wird sich weiter ändern. Die Zeit der Rundumversorgung durch die klassischen Fernsehsender ist endgültig vorbei. Auch die ältere Generation wird sich wohl oder übel darauf einstellen müssen, sich ihr Programm selber zusammenzustellen – und bei immer mehr Anbietern entsprechend dafür zu bezahlen. Das muss nicht schlecht sein, bringt es doch mehr Komfort, mehr Mobilität und mehr Flexibilität, aber eben auch deutlich mehr Organisationsaufwand und Mehrkosten.

Vollversorgung durch Amazon

Nicht für Prime-Kunden könnte man einwenden. Der als Online-Buchhändler gestartete Konzern Amazon macht sich in immer weiteren Teil des Lebens breit. Neben Büchern verkauft das Unternehmen, abgesehen vielleicht von Sattelschleppern , Flugzeugträgern und Industrieanlagen (aber auch nur, weil die sich nicht per Post verschicken lassen), alles. Amazon versorgt die Menschen außerdem mit Lebensmitteln, Musik, Spielfilmen – und jetzt eben auch Fußball. Für diese Bequemlichkeit überlassen wir dem Unternehmen Kontrolle über fast aller unsere Vorlieben, unsere Daten – und damit über unser Leben. Das kann schon ein mulmiges Gefühl auslösen. Aber das ist ein anderes Thema.