Essen. Warum spielen so wenige deutsche U21-Nationalspieler in der Bundesliga? Trainer Peter Hyballa glaubt den Grund dafür zu kennen.

Junioren-Nationaltrainer Stefan Kuntz macht sich vor dem EM-Qualifikationsspiel-Spiel der U21 gegen Belgien (Sonntag, 16 Uhr) Sorgen um den deutschen Nachwuchs. „Bei uns zählen nur neun Jungs zum Kader eines Erstligisten – davon haben am letzten Spieltag nur zwei von Beginn an gespielt. Da müssen wir uns fragen, was in der Zwischenzeit falsch gelaufen ist.“

Eine mögliche Antwort findet der frühere DFB-Trainerausbildungsleiter Peter Hyballa (43) im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ein Bundesligatrainer steht brutal unter Erfolgsdruck und gibt dann dem 31-jährigen Routinier den Vorzug vor dem Jungtalent.“ Der Grund aus Sicht des früheren BVB-A-Jugendtrainers: „Junge Spieler machen weniger Ärger. Daher kann man sie einfacher auf die Tribüne setzen.“

In vielen Fällen seien die Sportdirektoren zu schwach, um den Trainer zu stärken, wenn die erfahrenen Spieler aufbegehren. „Das Verhältnis zwischen Manager und Trainer ist oft die wildeste Ehe in einem Fußballverein“, sagt Hyballa, der inzwischen den slowakischen Vizemeister Dunajska Streda trainiert. Daher würde sich der frühere Jugendcoach von Mario Götze wünschen, dass der DFB die Standards für Manager anhebt: „Man sollte nicht nur auf die Ausbildung der Trainer Wert legen, sondern auch auf eine Qualifizierung von Sportdirektoren.“

Die Lebenserfahrung fehlt

In jedem Verein bestünde ein Spannungsfeld zwischen den Spielern, den Trainern und den Präsidenten: „Deshalb finde ich es wichtig, dass ein Sportmanager sich in den Trainer hineinversetzen kann“, erklärt Hyballa. Diese Lebenserfahrung würde den Managern oft fehlen: „Wir Trainer müssen tausend Lizenzen machen und jahrelang die Schulbank drücken.“ Einige Sportdirektoren seien hingegen entweder Ex-Profis oder Akademiker.

Dies führe zu einem Ungleichgewicht: „Normalerweise sollte der Sportdirektor in der Theorie mehr Ahnung haben als der Trainer“, sagt Hyballa. Der Sportdirektor müsse mit dem Coach hart diskutieren, „aber auch durch dick und dünn gehen“. Erfolgsdruck lähme jedoch auch die Arbeit im Jugendbereich. Die Trainer seien auf gute Ergebnisse getrimmt: „Viele sehen sich heute nicht mehr als Spieler-Entwickler.“