Essen. Sportdirektor light? Frühstücksdirektor? Von wegen! Hasan Salihamidzic wird bei Bayern München gar befördert. Eine Chance, die er nutzen sollte.

Es ist eigentlich immer schlecht, wenn die Vereinsoberen ihrem Trainer verbal den Rücken stärken müssen. Also kann es auch nicht wirklich gut sein, wenn ein Vereinsoberer in einer Fußball-Talkshow anruft, um die Anwesenden zu maßregeln, die sich gerade am Sportdirektor jenes Klubs reiben. Doch genau das war am Sonntag beim Doppelpass geschehen, als Bayern-Präsident Uli Hoeneß über die Studiolautsprecher verlauten ließ, dass „Hasan einen guten Job in diesem Jahr gemacht hat“.

Hasan wird Salihamidzic nicht immer genannt, oft ist nur von Brazzo die Rede. So wurde Salihamidzic als Spieler genannt, als er als Scherzbold bekannt war, der dem Trainer stets als Erster das Weißbierglas über den Kopf schüttete. Brazzo, übersetzt: das Bürschchen. Nun aber winkt Salihamidzic gar die Beförderung, nach zwei Jahren als Sportdirektor wird er wohl in den Vorstand aufrücken. Den 42-Jährigen als nicht unumstritten zu bezeichnen, wäre allerdings eine Untertreibung. Wenn sogar Hoeneß zur Verteidigung im Doppelpass anrufen muss…

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Kein Vergleich zu Matthias Sammer

Denn Fakt ist: Als Sportdirektor hat sich Salihamidzic in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer nicht zum Mann entwickelt, noch immer ist er das Bürschchen. Es fehlt ein Transfer-Coup. Benjamin Pavard und Lucas Hernandez gelten als Deals von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, auch wenn Hoeneß diese Wechsel während seines öffentlichen Beschwerde-Telefonats seinem Sportdirektor zuschob. Selbst Miroslav Klose wollte trotz allen öffentlichen Werbens seines Sportdirektors nicht zum U19-Trainer befördert werden, blieb lieber U17-Coach. Und was ist eigentlich mit dem vermeintlichen Top-Zugang Leroy Sané? Bisher steht Salihamidzic mit Ausnahme von Coutinho eher für verpasste Deals.

Als Sportdirektor sollte Salihamidzic nie der starke Mann in der Öffentlichkeit sein, zu dem sich Vorgänger Matthias Sammer mit Kompetenz und couragierten Auftritten stilisiert hatte. Hoeneß und Rummenigge stahlen ihm stets das Rampenlicht. Vom Sportdirektor light, vom Frühstücksdirektor war deshalb oft die Rede. Andererseits: Hoeneß und Rummenigge wollen Salihamidzic als Sportvorstand. So schlecht kann er in seinem Job also gar nicht sein. Oder? Vielleicht wird Salihamidzic durch die von Hoeneß gewünschte Beförderung wirklich ein stärkerer Macher an der Säbener Straße, wird vom Bürschchen zum Mann. Schon mit dem Sané-Wechsel wären seine Kritiker erst einmal ruhig gestellt.