Im Nationalmannschaftskader zeigt sich, dass Bundestrainer Löw mit seinen Personalentscheidungen hohes Risiko gegangen ist. Ein Kommentar

Dass Bundestrainer Joachim Löw gehörig ins Risiko gegangen ist, als er vor rund einem halben Jahr die Weltmeister Mats Hummels, Thomas Müller und Jerome Boateng aussortierte, ist keine ganz neue Feststellung. Und durch ordentliche bis mitreißende Auftritte der Nationalmannschaft zuletzt in Weißrussland (2:0) und gegen Estland (8:0) schien sich das Thema eigentlich erledigt zu haben.

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Schien. Denn vor den EM-Qualifikationsspielen gegen die Niederlande und Nordirland plagen Löw Verletzungssorgen: Leroy Sané, Julian Draxler, Antonio Rüdiger und Thilo Kehrer fehlen. Und es zeigt sich, dass das DFB-Team auf manchen Positionen nicht ganz so üppig besetzt ist – und dass gestandene Weltklassespieler wie Hummels und Müller dieser Mannschaft gut zu Gesicht stehen würden.

Im Angriff fehlt in Sané eine überragende Offensivkraft, die jeden Gegner vor Probleme stellt und bei Manchester City in Premier und Champions League regelmäßig auf den größten Bühnen gefordert ist. Auch Julian Draxler hat bei Paris Saint-Germain und diversen großen Turnieren schon reichlich internationale Erfahrung gesammelt.

Talent ist reichlich vorhanden – aber reicht das

Jetzt bleiben Serge Gnabry und Marco Reus als verlässliche Größen – Timo Werner und erst recht der Neuling Luca Waldschmidt sind zweifelsohne begabt, haben internationales Format aber noch nicht konstant nachgewiesen. Ähnlich sieht es in der Innenverteidigung aus, hier ist nur Niklas Süle über jeden Zweifel erhaben. Talent ist in dieser Mannschaft reichlich vorhanden. Die Fähigkeit, es in den größten Drucksituationen auch abrufen zu können, müssen viele aber erst noch unter Beweis stellen.

Natürlich liegt in der aktuellen Situation auch eine Chance: Junge Spieler können daran wachsen, dass sie mit einem Mal deutlich mehr Verantwortung zu tragen haben. Jetzt aber können sie nicht mehr nur – jetzt müssen sie.