Gelsenkirchen. Sportvorstand Schneider will die Schalke-Talente nicht mehr ablösefrei ziehen lassen. Bei Torwart Nübel werden die Gespräche jetzt intensiviert.
Schon bevor sich Alexander Nübel nach seinem finalen Patzer bei der U21-EM auf den Heimweg machte, hatte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider regen Kontakt zu dem Keeper. Beide tauschten in den Wochen, in denen Nübel für Deutschland auf Dienstreise war, immer wieder einmal Textnachrichten aus. Schneider wollte dem 22-Jährigen das Gefühl geben, dass der Klub Anteil an seiner Entwicklung nimmt – schließlich hofft Schalke nach wie vor auf eine Vertragsverlängerung mit dem Torwart der U21-Nationalmannschaft.
„Wir werden alles tun, um Alex zu halten”, rief Schneider den Fans am Sonntag bei der Schalker Mitgliederversammlung in der Arena zu, „aber ich kann euch nichts versprechen.” Denn eigentlich hat Schalke den besten Zeitpunkt für eine Vertragsverlängerung mit Nübel über 2020 hinaus längst verpasst – und zwar in der Zeit, als Schneider noch nicht das Zepter auf der Geschäftsstelle schwang. Damals war noch sein Vorgänger Christian Heidel für die sportliche Planung verantwortlich.
Eine enge Bindung an Schalke erzeugen
Schneider wollte es nicht als Spitze gegen Heidel verstanden wissen, dass er während der Mitgliederversammlung darauf hinwies, wie viele junge, hochtalentierte Spieler Schalke in den vergangenen Jahren ablösefrei verlassen hatten: „Matip, Kolasinac, Meyer, Goretzka – damit muss Schluss sein”, forderte Schneider. Matip hatte sich noch unter Horst Heldt gegen Schalke entschieden – der heutige Liverpooler war trotz größter Bemühungen nicht zu halten. Besonders Kolasinac und Meyer gehen aber auf das Kerbholz von Heidel. Schneiders Rezept, damit sich so etwas nicht wiederholt: „Ziel muss es sein, möglichst früh mit den Jungs im Gespräch zu sein und so eine Bindung zu erzeugen.” Eine Bindung an den Verein, dass die Talente sich bei dem Klub, bei dem sie ausgebildet wurden, weiterhin gut aufgehoben fühlen. Anderen Vereinen wie zum Beispiel Bayer Leverkusen gelingt das ja auch.
Der aktuelle Fall ist nun Alexander Nübel. „Wir werden die Gespräche intensivieren, wenn er zurück ist von der EM”, kündigt Schalkes Sportvorstand an. Durch den regelmäßigen Austausch während der Europameisterschaft hofft Schneider auf einen für Schalkes Angebot empfänglichen Nübel. Und eigentlich wäre nach dem Patzer im Finale gegen Spanien (1:2) tatsächlich ein guter Zeitpunkt für ein Bekenntnis zu Schalke und eine Vertragsverlängerung – wenn Nübel sich das überhaupt noch vorstellen kann.
Die Situation im Tor ist offen: Fährmann nicht abgeschrieben
Für Schneider ist die Situation im Schalker Tor völlig offen, er hat auch den langjährigen Stammtorwart Ralf Fährmann, der seinen Platz an Nübel verlor, noch längst nicht abgeschrieben. „Ich habe Ralf Fährmann als jemanden kennengelernt, der hier mit die Karre aus dem Dreck gezogen hat”, sagt er und fährt fort: „Jeder Torhüter hat für sich den Anspruch, zu spielen. Wir müssen ganz nüchtern betrachten, was die nächsten Wochen bringen werden – es ist alles offen.”
Wenn Nübel sich gegen Schalke entscheidet oder sogar Fährmann (Vertrag bis 2022) den Verein verlässt, könnte der bisherige Dresdner U21-Nationaltorwart Markus Schubert die Nachfolge antreten.