Köln. Toni Kroos stellt am Sonntag in Köln seine eigene Karriere als Kinofilm vor. Die Doku verrät Erstaunliches über die verrückte Fußballbranche.

Man konnte nicht erwarten, dass Spiegel Online behutsam mit dem Film „Kroos“ von und über Toni Kroos umgeht. “Auf der Leinwand erfährt man als Zuschauer mehr über die Branche als über den Menschen”, argwöhnt der Kritiker und widerlegt mit seiner Beschreibung von Filmszenen anschließend die eigene Schlussfolgerung.

Er schreibt: “So erscheint Toni Kroos, der aktuell wohl prominenteste deutsche Fußballer: ein treusorgender Vater, ein Familienmensch, einer, der absolut kein Bling-Bling braucht und seiner Frau als Ständchen ein Lied der Gruppe Pur singt. Er putzt sogar seine Fußballschuhe noch selbst.” Persönlicher kann’s ja kaum werden.

Kroos trommelt im TV für Dokumentation

Die Frage ist eher: Zieht so viel Bodenständigkeit genügend Zuschauer in die Kinos? Toni Kroos (29), Weltmeister von 2014 und als Spieler von Bayern München und Real Madrid viermal Champions-League-Sieger, trommelt bei RTL (“Stern-TV”) und im ZDF (“Markus Lanz”) zwar fleißig für die Dokumentation über seine Profikarriere. Eine Erfolgsgarantie ist das aber nicht.

So liegt vor dem Kinostart am 4. Juli eine Ungewissenheit in der Luft, wie das Publikum reagiert. Beim Auftakt in Köln kann nichts schiefgehen: Für Sonntagnachmittag bittet Toni Kroos vorab Familie und Freunde zur “Weltpremiere”, wie es in der Einladung heißt, alle sind handverlesen. 110 Minuten dauert das Werk von Filmemacher Manfred Oldenburg.

Filme über Klitschkos und Nowitzki

Der Regisseur hat bereits Sporthelden wie die Klitschko-Brüder und Dirk Nowitzki verfilmt. Aber die jüngste Aufgabe schien besonders schwierig. Schon die Spielweise von Toni Kroos auf dem Rasen mutet so wenig spektakulär an, dass es fünf Jahre brauchte, bis die Fachjournalisten seinen Wert erkannten und ihn 2018 zum Fußballer des Jahres wählten.

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Genau darum geht es bei diesem Film: Dass die Fußball-Liebhaber in der Heimat seinen Aufstieg vom Bolzplatz in Greifswald zum Bernabeu-Stadion in Madrid zu schätzen lernen. Talent ist das eine. Harte Arbeit, auch im Management, das andere. Hinter Kroos steht die Agentur von Deutschlands wichtigstem Spielerberater Volker Struth in Köln.

Steiniger Aufstieg

Als Laie staunt man während des Films ganz sicher über die Irrwege, Sackgassen und mangelhafte Beschilderung, die so ein Weg zum Gipfel offenbart. Hinterher gilt der Platz an der Sonne als unverfehlbar. Die im Film ausgestrahlten Aussagen aus der Familie und von Vereinsgöttern wie Uli Hoeneß vermitteln einen Eindruck, wie steinig der Aufstieg sein kann.

“Schickimicki war nichts für ihn”, sagt an einer Stelle die Mutter und liefert die Erklärung, warum ihr Sohn Toni zwar mit dem FC Bayern 2013 das Triple gewann, dann aber später aus München Richtung Madrid floh. Insofern hat der Kritiker von Spiegel Online doch zur Hälfte recht: Der Film verrät auch Erstaunliches über diese verrückte Fußballbranche.