Bologna. Die deutsche U21 steht nach dem EM-Titel 2017 auch zwei Jahre später wieder im Halbfinale. Das Trainerteam gilt dabei als Modell der Zukunft.

Bei dieser Frage verwandelte sich sein zuvor noch breites Lächeln zu einer ernsten Miene: Wie er mit der Kritik an seiner Person vor fast drei Jahren umgegangen sei, wurde U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz von dieser Redaktion zu Beginn der Europameisterschaft in Italien und San Marino gefragt. Seine Antwort darauf zeigt: Es gibt nicht nur den Entertainer Stefan Kuntz. Der 56-Jährige kann auch anders.

„Es sollen andere über mich reden, alles hat etwas mit menschlichem Respekt zu tun. Sachen unter der Gürtellinie interessieren mich nicht, ich bin aber beeindruckt von Leuten, die zu Beginn kritisch waren und es jetzt nicht mehr sind.“ Tatsächlich: Nicht wenige in Fußball-Deutschland hatten sich am 1. September 2016 verwundert die Augen gerieben, als Stefan Kuntz den Dienst des zweitwichtigsten Nationaltrainers antrat.

Stefan Kuntz? Der Mann, der davor zuletzt Zweitligist LR Ahlen 2003 vier Monate trainiert hatte, ehe er in akuter Abstiegsnot entlassen wurde? Ja, dieser Mann sollte es sein. Nach einem EM-Titel, dem zweiten Halbfinale in Folge und der erfolgreichen Qualifikation für Olympia 2020 ist Stefan Kuntz gemeinsam mit seinen beiden Co-Trainern das Paradebeispiel für zukünftige Trainermodelle in Deutschland.

Erfahrung, Innovation und Altersspezialist

„Das Trainerteam bei der U21 ist das beste Beispiel für den Mix, den wir haben wollen. An diesem Modell haben wir uns auch für die anderen U-Bereiche orientiert“, sagte Nachwuchs-Cheftrainer Meikel Schöneweitz im deutschen Teamcamp in Villa delle Acacie in einer Medienrunde. Was der 39-Jährige meint: Stefan Kuntz, Daniel Niedzkowski und Antonio di Salvo decken alle Bedürfnisse ab, die eine U-Nationalmannschaft Deutschlands benötigt: „Wir haben in der Vergangenheit zwischen Laptoptrainern und Ex-Profis auf der Trainerbank unterschieden. Aber warum können wir nicht beide Dinge zusammenbringen? Wir wollen, dass sich diese beiden Trainertypen ergänzen. Dazu braucht es jemanden, der genau weiß, wie die Jungs ticken.“

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Typ Erfahrung, Typ Innovation, Typ Altersspezialist - so lässt sich das zukünftige Trainermodell im Jugendbereich beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) herunterbrechen. Stefan Kuntz der Ex-Profi, der den Spielern von seinen eigenen Erfahrungen bei großen Turnieren erzählen kann und weiß, was sie in gewissen Momenten spüren. Dazu Daniel Niedzkowski, der die Innovationen mitbringt. Und zuletzt Antoni di Salvo, der genau weiß, was Spieler in diesem Alter benötigen. Bei der U21-Auswahl funktioniert die Zusammenstellung überaus erfolgreich. Doch die Entwicklung der anderen U-Mannschaften in Deutschland stockt.

Schöneweitz sieht Problem im System

Die U20 durfte nicht bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Polen mitspielen, weil sich der U19-Jahrgang ein Jahr zuvor nicht für die Europameisterschaft in Finnland qualifiziert hatte und in der Eliterunde, die Vorstufe zur Endrunde, ausgeschieden war. Die U17-Auswahl schied dieses Jahr bei der EM nach zwei Pleiten gegen Italien (1:3) und Spanien (0:1) und nur einem Sieg gegen Österreich (3:1) in der Gruppenphase aus. Nachwuchs-Cheftrainer Schöneweitz sieht, dass andere Nationen Deutschland im Unterbau voraus sind und erkennt ein Systemproblem.

Er erklärt: „Das System steht bei uns momentan im Vordergrund. Da müssen wir umdenken, denn die Jahrgänge, die nachkommen, leiden darunter. Wir schauen immer noch an vielen Stellen, wo wir mehr für die Spieler herausholen können. Dabei vergessen wir zu oft, dass sich die Jungs auch eigenständig noch entwickeln müssen.“

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Zukunft ungeklärt - Kuntz soll bleiben

Das Umdenken im System des DFB ist bereits eingeleitet, Gespräche über die Zukunft von Stefan Kuntz, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft, hat es laut Schöneweitz dagegen noch nicht gegeben. Er sagt aber: „Wenn es nach mir geht, dann kann Stefan gerne lange Zeit weiter U21-Trainer bleiben. Wir sind mit ihm und seiner Truppe gut aufgestellt wollen so natürlich auch Olympia 2020 bestreiten. Es würde mich auch sehr stark überraschen, wenn sich ein Trainer Olympia entgehen lassen würde.“