Triest. Wie bei der A-Nationalmannschaft fehlt in der U21 ein klassischer Mittelstürmer. Dennoch schießen die Offensivspieler bei der EM reichlich Tore.
Belo Horizonte in Brasilien, das Jahr 2014. Miroslav Klose hatte gerade im WM-Halbfinale das 2:0 gegen Brasilien geschossen und sich mit seinem 16. Treffer bei einer Weltmeisterschaft unsterblich gemacht – so viele Tore hat kein anderer Spieler bei Weltmeisterschaften erzielt. Fast fünf Jahre später macht nun ein Stürmer bei der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino auf sich aufmerksam, der zwar schon mit Größen wie Klose verglichen wird, ihnen eigentlich aber überhaupt nicht ähnelt: Luca Waldschmidt.
Der 23-Jährige hat in zwei Spielen bei dieser EM schon vier Tore geschossen, beim zweiten Gruppenspiel gegen Serbien war er mit drei Treffern der Spieler des Spiels. Der Freiburger ist zwar auf dem Aufstellungsbogen als Stoßstürmer aufgeführt, doch immer wieder lässt er sich während des Spiels tief fallen oder weicht auf die Außenbahnen aus. Nach Klose ist bisher keine echte „Nummer 9“ nachgekommen. Doch braucht Deutschland die in Zukunft überhaupt?
„Einen Spieler wie Horst haben wir nicht mehr“
Diese Frage ist zwar nicht ganz neu, auch Bundestrainer Joachim Löw ließ bei der A-Elf oft mit einer „falschen 9“ spielen. Doch die Antworten waren in der Vergangenheit verschieden. Nach dem 6:1-Kantersieg gegen die serbische Mannschaft ließ U21-Trainer Stefan Kuntz fast schon beiläufig einen Satz fallen: „Einen Spielertypen wie Horst Hrubesch sehe ich tatsächlich nicht mehr im deutschen Nachwuchs.“
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Kuntz muss es wissen, er erzielte als aktiver Fußballer immerhin 179 Tore in der Bundesliga. Und auch er verzichtete vor dem Turnier auf das Modell mit einem Vollblutstürmer vorne. Den 1,93 Meter großen und 87 Kilo schweren Kieler Janni Serra strich er aus dem vorläufigen Kader.
„Mit Davie Selke hatten wir bei der EM 2017 zwar eine andere Idee, jetzt geht es für uns aber mehr darum, die richtigen Räume anzulaufen, schnell zu spielen und relativ Bewegung vorne haben“, beschrieb Kuntz das gewünschte Anforderungsprofil für die eigene Offensive. Natürlich wäre Kuntz dieses Vorgehen negativ ausgelegt worden, wenn die deutsche Mannschaft die ersten beiden Spiele verloren hätte.
Richter und Waldschmidt schon mit sieben Toren
Doch die Erfolge gegen Dänemark und Serbien sowie die Torquote seiner Offensivmänner geben ihm schon jetzt recht. Sieben der bisherigen neun Turniertore der DFB-Elf gehen auf das Konto von Marco Richter und Luca Waldschmidt. Als Alternativen stehen noch Nadiem Amiri, Johannes Eggestein und Lukas Nmecha bereit. „Die Qualität der deutschen Nachwuchsstürmer ist da“, sagt Kuntz. „Es ist wirklich toll, dass wir in allen Mannschaftsteilen top besetzt sind, aber der Klebstoff für all diese Teile ist unser Teamgeist.“
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Beim abschließenden Gruppenspiel gegen Österreich am Sonntag (21 Uhr/ZDF) wollen Luca Waldschmidt und Marco Richter ihre Torkonten weiter ausbauen. Ein Unentschieden gegen den Nachbarn würde reichen, um als Gruppenerster sicher ins EM-Halbfinale einzuziehen, was gleichbedeutend mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wäre. Die Kuntz-Elf will trotzdem voll auf Sieg spielen: „Anders können wir auch einfach nicht“, sagt der Trainer.