Triest. In ihrem zweitem Spiel bei der Europameisterschaft trifft die deutsche U21 auf Serbien. Dabei muss Luka Jovic gestoppt werden.
Es ist noch nicht einmal eine Woche her, als der größte serbische Sportsender „Sport Klub“ bei Luka Jovic für ein Interview angefragt. Der 21-Jährige war gerade von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt zum spanischen Spitzenklub Real Madrid gewechselt und wollte eigentlich gerne mit den Journalisten sprechen. Doch sein neuer Verein hatte ihm den freundlichen Hinweis gegeben, nach Möglichkeit auf Interviews jeglicher Art zu verzichten.
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Auch während der ersten Tage bei der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino schweigt der Mann, den sie in Serbien immer als höflich, bodenständig und offen erlebt hatten. Nach der überraschenden 0:2-Auftaktpleite gegen Österreich verließ er die Katakomben des Stadio Nereo Rocco in Triest mit gesenktem Kopf und leerem Blick. Der deutschen U21-Nationalmannschaft wird sich Jovic im zweiten Gruppenspiel heute (21/ARD) dagegen nicht entziehen können. Vor allem ein deutscher Spieler will es dem 60-Millionen-Euro-Mann so schwer wie möglich machen.
Tah als Mittel gegen Jovic
Schon unmittelbar nach dem 3:1-Erfolg über Dänemark im ersten Gruppenspiel wurde Deutschlands Jonathan Tah gefragt, wie er Jovic aufhalten wolle. „Ich musste mich - ehrlich gesagt - mehr auf Dänemark vorbereiten als ich es nun auf Jovic tun muss“, antwortete der Kapitän der U21-Auswahl, der als Innenverteidiger von Bayer 04 Leverkusen in der vergangenen Saison schon mit Jovic als Gegenspieler zu tun hatte: „Ich habe vor jedem Spieler Respekt, aber Angst verspüre ich keine. Ich weiß, was er kann, aber er auch, was ich kann.“ Eine Selbsteinschätzung von Tah, die bei seinen Teamkollegen auf volle Zustimmung trifft. Suat Serdar von Schalke 04 sagt über das deutsche Mittel, um Jovic aufhalten zu können: „Wir haben Jonathan Tah, die beiden Spieler sind auf Augenhöhe. Wegen eines einzelnen Spielers brauchen wir uns deswegen keine Sorgen machen.“
Für Trainer Stefan Kuntz gilt ebenfalls: „Natürlich sticht Jovic aus dem serbischen Team heraus, er hat eine hohe Qualität am Ball und wir wollen ihn nicht allzu oft in Situationen kommen lassen, in denen er uns gefährlich werden kann. Aber auf unserer Seite steht mit Jonathan Tah ein deutscher A-Nationalspieler. Jovic wird die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient, aber wir konzentrieren uns auf alle elf serbischen Spieler.“ Kuntz will den Fokus ohnehin auf das Spiel der eigenen Mannschaft legen - und hat das in der Vorbereitung laut eigener Aussage auch getan.
Kuntz will sich auf eigene Spielidee konzentrieren
„Gegen Dänemark habe ich langsame erste 30 Minuten von uns gesehen“, gab der Europameister von 1996 Einblicke in seine Analyse: „Wir wollen Räume noch besser anlaufen, um dominanter auflaufen zu können und über 90 Minuten ein höheres Tempo gehen zu können.“ Von den Serben erwartet Kuntz eine Reaktion nach der Pleite gegen Neuling Österreich, mit der auch er selbst im Vorfeld nicht gerechnet hätte: „Naturgemäß wird da etwas kommen, die serbische Mannschaft wird vorher wohl auch mit einem Sieg gerechnet haben.“
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„Dein nächster Schritt“, lautet die Aufschrift auf einem grünen Teppich im deutschen Mannschaftsquartier in Villa delle Acacie - darüber prangt ein großes DFB-Logo. Es ist gleichzeitig wohl der meist benutzte Satz aller Spieler und Verantwortlichen und das große Motto der EM für Deutschland in Italien. Und tatsächlich: Mit einem Erfolg gegen Serbien könnte die deutsche Elf einen großen Schritt in Richtung Halbfinale machen, welches gleichzeitig das im Vorfeld ausgerufene Minimalziel ist und zur Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio berechtigen würde.
Personell wollte sich Kuntz vor Anpfiff der Partie nicht festlegen. Hoffenheims Nadiem Amiri, der zu Beginn des Turniers noch angeschlagen war, stehe „für die nächste Herausforderung“ bereit. Dennoch wird wohl erneut Marco Richter nach zwei Toren und einer Vorlage gegen Dänemark den Vorzug vor ihm erhalten. Generell sei die „Basis der Mannschaft“ gut gewesen. Es ist also denkbar, dass gegen Serbien die Anfangsformation aus dem Dänemark-Spiel auf dem Feld stehen wird.