Valenciennes. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat auch ihr zweites Gruppenspiel bei der WM in Frankreich gewonnen und steht im Achtelfinale.
Nun ist es amtlich, die deutschen Fußballerinnen werden ihren Aufenthalt in Frankreich verlängern. Mit dem 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Spanien ist der Schritt ins Achtelfinale der WM getan. Es war vielleicht kein rundum überzeugender Sieg, aber einer, der Geduld und Willenskraft erspielt wurde. Vor allem war es aber auch ein Sieg für Dzsenifer Marozsan. „Wir spielen alle ein Stück weit für Dzeni“, hatte Torhüterin Almuth Schult dem Topspiel in der Vorrundengruppe B das Motto gegeben.
Für Dzeni, für Dzenifer Marozsan also, die den 1:0-Auftaktsieg gegen China am Samstag mit einem gebrochenen Mittelzeh teuer bezahlt hatte und nun im nordfranzösischen Valenciennes zusehen musste. Für Dzsenifer Marozsan, Regisseurin des Offensivspiels und Deutschlands beste Spielerin, die mindestens auch das letzte Gruppenspiel gegen Südafrika am Montag (18 Uhr/ARD/DAZN) verpassen wird.
Horst Hrubesch sieht das Spiel seines alten Teams
Doch auch wenn ihnen ihre Topspielerin in Gedanken ganz nah war – auf dem Platz mussten es nun andere richten. Sie spielten ohne Dzseni. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte ihre Mannschaft gegen Spanien aber gleich auf drei Positionen verändert. Für die verletzte Marozsan sowie Carolin Simon und Melanie Leupolz rückten in der Vierer-Abwehrkette Lena Goeßling (VfL Wolfsburg) und im Mittelfeld Verena Schweers (FC Bayern) und die 17-jährige Lena Oberdorf (SGS Essen) in die Startelf. Für Schweers und Goeßling war es jeweils der erste Einsatz in Frankreich. Mittelfeldspielerin Svenja Huth hatte vor Spielbeginn noch einmal ihre Familie auf der Tribüne des mit 20.761 Zuschauern gefüllten (und 29.000 fassenden) Stadions begrüßt, auch Ex-Interimstrainer Horst Hrubesch war in den Norden Frankreichs gekommen.
Pünktlich zum Spielbeginn setzte schließlich der Regen ein. Es goss minutenlang wie aus Kübeln und die deutsche Defensive schwamm bedächtig. Direkt war Torhüterin Schult gefordert, als sich der Ball nach dem Anstoß direkt gefährlich ihrem Tor näherte. Schon jetzt gestikulierte die 28-Jährige vom VfL Wolfsburg wild, schrie ihre Vorderleute an. Doch im dichten Regen waren es immer wieder, die Spanierinnen, die vor ihr auftauchten. Nahikari Garcia war es in der siebten Minute, eingeleitet durch einen verunglückten Passversuch von Deutschlands Marina Hegering. Die bügelte das Missgeschick aber zusammen mit Abwehrkollegin Sara Doorsun noch aus, als die beiden den Ball wegspitzeln konnten. Martina Voss stand an der Seitenlinie, klitschnass und stocksauer. Wieder war es die pfeilschnelle Garcia, die in der 14. Minute vor Schult auftauchte, den Ball aber links neben das Tor setzte.
Es war ein fehlerbehaftetes Spiel in diesen ersten 30 Minuten, und lange sah es so aus, als würde Spanien für seine Courage auch belohnt werden. Doch mittelweile hatte es aufgehört, zu regnen, die Sonne schien. Und Deutschland traf zur Führung. Einige gute Chancen hatte die 19-jährige Giulia Gwinn gehabt, aber es war Sara Däbritz, die für die große Erleichterung sorgte. 42. Minute, Lena Goeßling schlug einen langen Pass, Svenja Huth passte den Ball in die Mitte, wo Alexandra Popp zum Kopfball bereit stand. Spaniens Torhüterin Sandra Panos konnte diesen noch abwehren, doch gegen die entschlossen nachsetzende Mittelfeldspielerin Däbritz war sie dann chancenlos.
Zweite Halbzeit, ähnliches Bild wie zu Beginn, wieder schalteten die Spanierinnen in den Vorwärtsgang. Alexandra Popp hatte noch die beste deutsche Chance, ihr Kopfball in der 49. Minute landete aber in den Armen von Torhüterin Simon – und hätte dem Videobeweis wohl ohnehin nicht standgehalten (abseits). Der Regen hatte zwar aufgehört, doch das Spiel plätscherte lange dahin. Bis die eingewechselte Klara Bühl sich auf der rechten Seite durchsetzte und mehrfach aufs Tor schoss. Wieder hatte die Bundestrainerin einen Teenager auf die WM-Bühne gehievt, diesmal eine 18-Jährige vom SC Freiburg.