Tunis. Beim Endspiel der afrikanischen Champions League funktionierte der Videobeweis nicht. Das Finale wurde abgebrochen. Einen Sieger gab es dennoch.

Unter skandalösen Begleitumständen hat Titelverteidiger Esperance Tunis zum vierten Mal die Champions League im afrikanischen Fußball gewonnen. Das Rückspiel am Samstagabend in Rades gegen den marokkanischen Rivalen Wydad Casablanca wurde nach 60 Minuten beim Stand von 1:0 für Gastgeber Tunis unterbrochen und nach einer 90-minütigen Unterbrechung vom Schiedsrichter für beendet erklärt. Da Tunis im Hinspiel in Casablanca ein 1:1 erreicht hatte, stand der erneute Triumph der Tunesier fest.

Auslöser für die Unterbrechung vor 60.000 Zuschauern war der vermeintliche 1:1-Ausgleich der Marokkaner in der 59. Minute. Der Kopfballtreffer wurde vom gambischen Unparteiischen Bakary Gassama nicht anerkannt, er hatte zuvor ein Foul des Torschützen gesehen. Das marokkanische Team bestand darauf, die Situation durch den Videoschiedsrichter überprüfen zu lassen, erfuhr aber erst dann, dass das System nicht funktionierte. Dies war vor der Partie allerdings nur den Offiziellen mitgeteilt worden.

Tumulte bei Endspiel in Tunis

Die Polizei stoppte bei den folgenden Tumulten einen Tunis-Fan, der in Richtung Gästebank stürmte. Von den Tribünen wurden Plastikflaschen auf die Spieler und das Trainerteam von Casablanca geworfen. Die Mannschaften gingen daraufhin in ihre Kabinen. Nach 90 Minuten wurde ihnen mitgeteilt, dass das Spiel vorzeitig beendet und mit 1:0 für Tunis gewertet worden sei. Es ist das erste Mal in der Geschichte der afrikanischen Champions League, dass ein Finale nicht über die volle Distanz ging.

Im Hinspiel hatte Schiedsrichter Gehad Grisha auf dem Feld mit zweifelhaften Entscheidungen im Blickpunkt gestanden. Der Ägypter wurde daraufhin wegen einer "schwachen Leistung" vom afrikanischen Fußballverband CAF für sechs Monate gesperrt.

Die CAF zeigte sich nach den Ereignissen in beiden Spielen besorgt, man befürchtet Folgen für den Afrika Cup vom 21. Juni bis 19. Juli in Ägypten. "Was heute im Spiel zwischen Tunis und Casablanca passiert ist, könnte negative Auswirkungen auf die Reputation des afrikanischen Fußballs haben. Afrika lebt ohnehin bereits isoliert auf dieser Welt", twitterte der ehemalige ägyptische Nationaltorhüter Essam El-Hadary, der bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland mit 45 Jahren und 161 Tagen zum bislang ältesten WM-Spieler geworden war. (sid)