Berlin. Union Berlin hofft heute Abend im zweiten Relegationsspiel auf den Aufstieg. Doch der schwer angeschlagene VfB Stuttgart hat etwas dagegen.

Fußball ist im Grunde genommen ein einfacher Sport. Wer ein Tor mehr schießt als der Gegner, hat gewonnen. Das trifft auch für das Rückspiel der Relegation zur Bundesliga zwischen dem 1. FC Union und dem VfB Stuttgart zu. Nur die Tragweite, um die es an diesem Montagabend (20.30 Uhr, Eurosport-Player) geht, weicht von der Norm ab.

Es geht um nicht weniger als den letzten zu vergebenen Platz in der Bundesliga. Und im Gegensatz zu dem Berliner Fußball-Zweitligisten muss der schwäbische Erstligist vor 22.000 Zuschauern in der ausverkauften Alten Försterei gewinnen oder mindestens 3:3 spielen. Union reicht nach dem 2:2 im Hinspiel dank der Auswärtstorregel auch ein 0:0 oder 1:1.

Union kann selbstbewusst sein

„Es ist eine gute Ausgangslage, aber die Arbeit ist noch nicht beendet“, sagt Berlins Mittelfeldspieler Grischa Prömel. Und Trainer Urs Fischer will sich von dem kleinen Ergebnis-Vorteil erst gar nicht blenden lassen: „Wir gehen aufs Feld, um zu gewinnen. Und ein Tor bekommst du meistens, also musst du versuchen, selbst eins zu erzielen.“

Die Schwierigkeit der Relegation ist nun mal, dass sie aus zwei Spielen besteht. „Im ersten Schritt hat die Mannschaft gezeigt, dass sie bereit ist“, sagt Fischer. „Den Sack zumachen – das ist noch mal etwas ganz anderes. Fußball ist dann auch irgendwo gerecht, auch wenn du mal Wettkampfglück beanspruchst.“

Mit Blick auf die Saison in der Zweiten Liga bleibt festzuhalten, dass Union nicht nur wegen des ersten Duells am vergangenen Donnerstag in Stuttgart mit Selbstvertrauen in die letzte Partie der Spielzeit gehen kann. Wann immer ein großer Gegner in der Alten Försterei vorspielte – die Köpenicker hielten nicht nur dagegen, sie gewannen auch. Das war gegen den 1. FC Köln der Fall, auch gegen den Hamburger SV. Beide Male setzte sich Union mit 2:0 durch.

Union-Trainer Fischer ist optimistisch

Bei den Berlinern sieht man sich auch für eine Verlängerung gerüstet, sollte das Rückspiel nach 90 Minuten 2:2 enden. „Natürlich spielt das eine Rolle, das musst du mit einbeziehen. Ich glaube schon, dass die Jungs das im Kopf haben“, sagt Fischer.

Gilt das auch für ein Elfmeterschießen? „Den Druck kannst du nicht simulieren, das ist unmöglich“, erklärt Fischer: „Ich glaube aber schon, dass du den Weg von der Mittellinie zum Elfmeterpunkt gedanklich üben kannst. Es ist einfach etwas anderes, wenn 20.000 oder 50.000 im Stadion sind oder 22 Spieler das Abschlusstraining bestreiten. Aber immer wieder in die Ecke zu treffen oder den Torwart auszugucken, das kannst du üben.“

Union wird alles daran setzen, dass es nicht zu diesem dramatischen Showdown kommt. Oder wie es Torwart Rafal Gikiewicz formuliert: „Noch 90 Minuten bis zum Traum.“ Noch 90 Minuten bis zur Bundesliga.

Unions Gegner scheint schwer angeschlagen

Doch vor dem Nervenspiel macht sich auch der schwer angeschlagene Gegner Mut. Der Bundesligist will den Absturz natürlich unbedingt vermeiden, der VfB Stuttgart baut dabei auf seine vermeintlich größere individuelle Qualität. „Wir haben eigentlich die bessere Mannschaft als Union“, sagt VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Auch Torjäger Mario Gomez zeigt sich siegessicher: „Wir werden zurückschlagen!“

Allerdings wissen die Stuttgarter auch, wohin sie reisen. „Uns erwartet ein richtiger Hexenkessel, da muss man ein dickes Fell haben“, warnt Trainer Nico Willig. Selbst er sieht den Zweitligisten nach dem Hinspiel „im Vorteil“. Willig sagt: „Es wird davon abhängen, wer in dieser Drucksituation, in diesem Wissen, um was es geht, die bessere Leistung abruft.“

Doch genau diesen Druck hielt die Mannschaft des VfB im ersten Relegationsspiel nicht aus. Entsprechend geht in Stuttgart die Angst um. (mit sid)