Frankfurt. Christian Seifert soll zu einer Art Ober-Boss des Profifußballs aufsteigen. Einen Nachfolger für Reinhard Rauball wird es wohl nicht geben.
Seinen 50. Geburtstag am 8. Mai wird Christian Seifert in jedem Fall als mächtigster Mann des deutschen Fußballs feiern. Dafür sorgt das Machtvakuum beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach dem Rücktritt des Präsidenten Reinhard Grindel. Doch der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) könnte schon bald zu "Christian allmächtig" aufsteigen. Laut dem kicker wird Seifert im Herbst zu einer Art Ober-Boss des Profifußballs.
Amtszeit von Reinhard Rauball als Liga-Präsident endet
Demnach sollen sich die Bundesligisten darauf geeinigt haben, dass es nach dem seit langer Zeit feststehenden Ende der Amtszeit von Reinhard Rauball (72) keinen Liga-Präsidenten mehr geben wird. Die ganz große Reform der DFL-Führung soll es bei der Mitgliederversammlung zwar nicht geben, da das Präsidium wohl unverändert aus sieben gewählten Mitgliedern der Klubs und zwei DFL-Vertretern gebildet wird - aber der Sprecher dieses Präsidiums soll Seifert werden. Voraussetzung für die Neuerung ist die Zustimmung der Zweitligisten.
Die DFL wollte zu dem Bericht auf SID-Anfrage nichts sagen. Doch Seifert hatte schon zuletzt angedeutet, wohin die Reise gehen wird. "Braucht es noch einen Liga-Präsidenten, der den Fußball als Ganzes repräsentiert?", hatte Seifert im kicker gefragt: "Geht das noch, wenn es aus der individuellen Entwicklung der 36 Klubs heraus immer weniger Gemeinsamkeiten gibt?" Die Antwort lieferte Seifert auch gleich mit: "Wie jede Organisation muss sich auch die DFL weiterentwickeln."
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Durch den Machtzuwachs Seiferts sind die Spekulationen vom Tisch, die den gebürtigen Badener als Kandidaten für das Amt des DFB-Chefs gesehen haben. Für diesen Posten, der ebenfalls im Herbst (27. September) neu besetzt wird, wollen DFL und DFB nach einer Strukturreform bis zum 26. Juli einen Konsens-Kandidaten benennen.
Vertritt Seifert den deutschen Fußball bei Uefa und Fifa?
Nicht auszuschließen ist allerdings weiterhin, dass Seifert den deutschen Fußball künftig beim Weltverband Fifa und der Europäischen Fußball-Union Uefa vertritt. Der DFL-Boss hatte zuletzt selbst seine guten Verbindungen zu den Chefetagen beider Verbände betont. Zudem erscheint es mittlerweile sinnvoll, dass sich ein künftiger DFB-Präsident nicht noch durch die Ämter im Fifa-Council und Uefa-Exekutivkomitee belastet.
Wie wichtig für den deutschen Fußball eine Stimme in diesen Gremien wäre, hatte Seifert vor kurzem unterstrichen: "In den nächsten 12 bis 18 Monaten werden wir Diskussionen führen, die richtungweisend für die Zukunft des europäischen und weltweiten und damit auch für den deutschen Fußball sind."
Einen noch größeren Wurf im Hinblick auf eine DFL-Reform hatten sich laut kicker Rekordmeister Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und die TSG Hoffenheim gewünscht. Dennoch tragen sie offenbar die Weichenstellung mit. Vor allem, weil das künftige Präsidium den Plan einer umfassenden Reform entwerfen soll.
Im Übrigen soll das Präsidium auch in Zukunft über die Verteilung der Milliarden aus den Medienverträgen entscheiden. Neu wäre die offenbar angedachte Wahl eines Ausschusses, der die Lizenzierung übernimmt. (sid)