Manchester. Der Nationalspieler trifft für Manchester City zweimal gegen Hoffenheim. Gegner im Champions-League-Achtelfinale könnte sein Ex-Klub S04 sein.

Vielleicht war es einfach nur Übermut. Ein bisschen Genugtuung dürfte aber auch dabei gewesen sein in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Manchester Citys deutscher Außenstürmer Leroy Sané hatte gerade mit einem hübschen Freistoß das 1:1 gegen die TSG Hoffenheim erzielt und entschloss sich, seinen Treffer nicht etwa mit dem eigenen Anhang zu feiern, sondern vor dem Gästeblock zu jubeln.

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Hoffenheims Fans hatten ihn schon bei der Durchsage der Aufstellungen ausgepfiffen und ihn wüst beschimpft, wenn er vor ihrem Sektor eine Ecke ausführen musste. Vermutlich, weil Sané im Hinspiel im Oktober ihrer Meinung nach versucht hatte, einen Elfmeter zu schinden. Sein Freistoßtor samt provokantem Jubel war der erste Akt seiner Revanche für die Feindseligkeiten. Der zweite folgte nach einer Stunde, als er einen Konter mit seinem zweiten Treffer zum 2:1-Endstand abschloss.

Sané mit Sprechchören gefeiert

Als Gruppensieger könnte Manchester City, einer der Favoriten auf den Gewinn der Champions League, im Achtelfinale unter anderem auf Sanés ehemaligen Arbeitgeber Schalke 04 treffen. Die Heimfans im atmosphärisch unterkühlten Stadion des englischen Meisters wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. “Leroy! Leroy! Leroy!”, riefen sie nach der Partie gegen Hoffenheim.

Sané ist ein Publikumsliebling im Osten der alten Industriestadt, obwohl er einen wenig nahbaren Eindruck macht. Mit der Presse spricht er nur in Ausnahmefällen. Selbst wenn sein Verein versucht, sich als offen und transparent zu inszenieren, wirkt der 22 Jahre alte Deutsche verschlossen. In der Amazon-Dokumentation über Manchester Citys abgelaufene Meistersaison taucht Sané kaum auf. Offenbar muss man ihm schon nahestehen, um in den Genuss seines Charakters zu kommen. “Wenn man ihn gut kennt, ist er ein extrem angenehmer Typ, der zu vielen Scherzen aufgelegt ist und viel Spaß macht”, berichtete sein Mitspieler Ilkay Gündogan.

Sechs Tore in den letzten acht Spielen

Vor großem Publikum zieht Sané es vor, seine Leistungen sprechen zu lassen. Das gelingt ihm im Moment gut. Er hat einen Stammplatz im Team von Trainer Josep Guardiola und kam in den vergangenen acht Spielen auf sechs Tore und vier Vorlagen, die Partie gegen Hoffenheim eingerechnet.

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Nach seiner Verbannung aus dem deutschen WM-Kader im Sommer, anfänglichen Problemen in dieser Saison und der öffentlichen Kritik seines Nationalmannschaftskollegen Toni Kroos an seiner Einstellung und seiner Körpersprache hat er sich zurück gearbeitet und macht die Konkurrenz neidisch. “Ich glaube, Pep ist froh, dass er ihn hat”, sagte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann über Sané.

Die Parallelen zur vergangenen Spielzeit sind offensichtlich. Schon da hatte er sanften Druck gebraucht, um in Schwung zu kommen und zu einer der prägenden Erscheinungen bei Manchester Citys Titel-Kampagne aufzusteigen. Am Ende der Saison wurde er zum besten Nachwuchsspieler der Premier League gewählt.

Wenn es bei Sané läuft, ist er kaum zu bremsen. “Ich habe noch keinen Verteidiger gehört, der gesagt hat, dass es leicht ist, gegen ihn zu spielen”, sagte Gündogan. Seiner Meinung nach kann der deutsche Kollege “eine Schlüsselfigur für uns sein mit seiner Durchschlagskraft, seinem Tempo und seinen Dribblings”. Das gilt in der Liga gegen tief stehende Gegner genau so wie in der Champions League.

Im elften Jahr nach der Übernahme durch Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan soll es für Manchester City endlich klappen mit dem größten Titel im europäischen Fußball. Bislang war die Mannschaft immer gescheitert, in der vergangenen Saison im Viertelfinale am FC Liverpool. Wenn man so will, sind Sané und sein Verein Schicksalsgenossen. Beide sind zu großen Leistungen fähig. Doch beide müssen noch lernen, ihr Potenzial konstant auch in den entscheidenden Momenten zur Entfaltung zu bringen.