Manchester/London. . Der frühere deutsche Nationalspieler ist umstritten. Trainer Emery setzt auf andere Spielertypen. Inter Mailand soll Interesse haben.

Positive Nachrichten zu Mesut Özil sind selten geworden, doch es gibt sie noch. Gerade macht im Internet ein Video die Runde, das zeigt, wie der ehemalige deutsche Nationalspieler bei der Partie seines FC Arsenal gegen Huddersfield Town am Wochenende (1:0) einen jungen Fan überrascht und neben ihm auf der Tribüne Platz nimmt. Es ist eine hübsche Sequenz, die den Fußballer als einen nahbaren Helden mit Herz für seine Verehrer erscheinen lässt. Doch der Haken ist eben, dass Özil im Moment nur schöne Geschichten neben dem Platz schreibt, wenn überhaupt.

Und selbst die können nicht mithalten mit den negativen Schlagzeilen, die seine Person umgeben. Bundestrainer Joachim Löw hat gerade noch einmal betont, dass er „wahnsinnig enttäuscht” über die Umstände von Özils Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach der WM im Sommer gewesen sei.

In seiner Kerntätigkeit als hochveranlagter Kreativspieler tritt der 30 Jahre alte gebürtige Gelsenkirchener gegenwärtig nicht in Erscheinung. Bei Arsenals 2:1-Erfolg gegen Bournemouth vor zweieinhalb Wochen saß er 90 Minuten auf der Bank. Unai Emery, der neue Trainer der Londoner, begründete das Manöver damit, dass er ein körperbetontes Spiel erwartet hatte.

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Danach stand Özil nicht mehr im Kader. Offiziell wegen Rückenproblemen. Der eine oder andere Beobachter glaubt eher an Unstimmigkeiten zwischen ihm und Emery. Es wird sogar schon über einen Wechsel des Mittelfeldspielers spekuliert. Angeblich soll Inter Mailand bereits sein, 28 Millionen Euro an Ablöse zu zahlen. Belastbare Hinweise auf den bevorstehenden Abschied gibt’s aber nicht.

Es müsste sich auch erst mal ein Verein finden, der Özil ein Gehalt bietet, das mit den 390.000 Euro in der Woche mithalten kann, die er angeblich in London verdient. Arsenal hat seinen Vertrag Anfang des Jahres zu erhöhten Bezügen verlängert. Der Verein wollte damit ein Zeichen setzen, dass er immer noch ein interessanter Arbeitgeber für Spieler von Weltformat ist, nachdem es in den finalen Jahren unter Arsène Wenger stetig abwärts gegangen war.

Zu den aktuellen Verwirrungen um Özil hat Wenger-Nachfolger Emery selbst beigetragen. Nach dem 4:2-Erfolg im Nordlondon-Derby gegen Tottenham Hotspur vor zehn Tagen sprach er davon, dass er weder wisse, wann sich Özil seine Rückenprobleme zugezogen habe, noch, ob er bei der Partie überhaupt im Stadion gewesen sei.

Das Fehlen des Weltmeisters von 2014 macht sich nicht bemerkbar. Arsenal ist seit 21 Pflichtspielen ungeschlagen und hat als Tabellenfünfter der Premier League nur zwei Punkte Rückstand auf den Ranglisten-Dritten Tottenham.

Die Helden von Arsenals Aufschwung in der ersten Saison nach Wengers Abschied sind der uruguayische Mittelfeld-Kampfhund Lucas Torreira (kam von Sampdoria Genua), der junge Franzose Mattéo Guendouzi (kam vom FC Lorient) sowie der Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang. Mit zehn Treffern führt der Gabuner mit Mohamed Salah aus Liverpool die Torjägerliste an. Dass Özil nicht vermisst wird, ist eine bedrückende Nachricht für einen Profi seiner Kategorie, unabhängig von den Gründen für seine Abwesenheit.

Fürs Pressing wenig geeignet

Die englische Fachwelt zweifelt, ob der als Nationalspieler zurückgetretene Weltmeister von 2014 geeignet ist für das disziplinierte Pressing, das Emery von seiner Elf verlangt. „Özil bleibt ein überragend talentierter Spieler. Er war in dieser Saison an tollen Spielzügen und wunderschönen Toren beteiligt. Aber reicht das?”, fragt zum Beispiel der Guardian-Autor Jonathan Wilson. Er ist kein Krawall-Schreiber – sondern einer der anerkanntesten Taktik-Experten des Landes.