Gelsenkirchen. Der Europameister spielte früher für beide Klubs. Steffen Freund schwärmt vom Tabellenführer – hat aber auch eine Überraschung parat.

Europameister Steffen Freund (48) spielte zwei Jahre für Schalke 04 und fünfeinhalb Jahre für Borussia Dortmund. Als Experte für die Sendung „100% Bundesliga“ bei Nitro hat er die Entwicklung der Revier-Rivalen genau verfolgt. Vor dem Derby an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) macht er den großen Team-Check.

Transferpolitik:

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„Mit Thomas Delaney den besten Mittelfeldspieler von Werder Bremen zu holen, war ein kluger Schachzug vom BVB. Wenn man dann noch den aus China gekommenen Axel Witsel hinzurechnet, dann hat die Borussia ein Top-Paket mit viel Erfahrung. Auch Paco Alcácer ist bisher ein Volltreffer. Bei Schalke haben die Verpflichtungen noch nicht so gegriffen. Mark Uth hat lange gebraucht, um Akzente zu setzen. Sebastian Rudy war lange nicht im Rhythmus. Mit Leon Goretzka, Max Meyer und Thilo Kehrer hat S04 viel junge, deutsche Qualität verloren. Dazu ist eine große Stärke weg: Nämlich Naldo, der im Vorjahr sieben Tore erzielte und jetzt kaum noch spielt. Der aus Hannover geholte Salif Sané kann das nicht von heute auf morgen toppen. Wertung: Vorteil BVB.“

Trainer:

„Dortmunds Lucien Favre hat einen großen Vorteil, weil er bereits bei mehreren Topklubs tätig war. Domenico Tedesco ist nicht so erfahren, Schalke ist seine erste Station in der Bundesliga. Für Tedesco ist die jetzige Situation eine große Herausforderung. Und sogar eine, an der er scheitern kann. Lucien Favre strahlt in der Coaching Zone eine große Gelassenheit aus. In Sachen Erfahrung sehe ich einen Vorteil für den BVB."

Abwehr:

„Manuel Akanji ist für mich beim BVB gesetzt. Abdou Diallo oder Dan-Axel Zagadou streiten sich um den linken Innenverteidigerplatz – sehr mutig von Favre, auf die drei sehr jungen Verteidiger zu bauen, aber die Zusammensetzung greift. Schalke hat Riesenprobleme, von hinten heraus das Spiel zu eröffnen. Dortmund ist spielerisch eindeutig stärker. Deshalb: Punkt für den BVB.“

Mittelfeld:

„Wie cool Axel Witsel die Sechser-Position spielt, ist beeindruckend. Der Mann ist ein Glücksgriff für den BVB. Dazu funktioniert die Konstellation mit Favre und Antreiber Marco Reus: Beide kennen und schätzen sich. Reus hat volle Rückendeckung und übernimmt mehr Verantwortung. Bei Schalke und Sebastian Rudy war die Konstellation anders. Er kommt von den Bayern, soll Führungsspieler sein, ist es aber nicht. Rudy ist eher ein leiser Typ. Tedesco hat zuletzt in Hoffenheim mit Raute gespielt und Rudy auf die Sechser-Position gestellt – das funktionierte. Ich kenne Schalkes Nabil Bentaleb noch aus meiner Co-Trainer-Zeit in Tottenham. Er bringt alles mit und ist ein perfekter Achter. Alessandro Schöpf steht für Laufstärke und Aggressivität. Suat Serdar zeigt sehr gute spielerische Ansätze, braucht noch Zeit. Ich glaube aber, dass Schalke im Kollektiv die Chance hat, dagegen zu halten. Wertung: Unentschieden.“

Angriff:

„Paco Alcácer ist eine Klasse für sich. Mario Götze hat es in der Neuner-Rolle gut gemacht, ist dort immer anspielbar und ballsicher. Bei den Schalkern ist Steven Skrzybski ein frecher Spieler, dazu haben sie Guido Burgstaller, der viel arbeitet und gesetzt ist. Aber Burgstaller steht ein bisschen als Synonym für Schalke insgesamt: Es klappt noch nicht wie im Vorjahr, weil sich die ganze Mannschaft im Umbruch befindet.“

Sein Tipp:

„Auch wenn die Analyse der Mannschaftsteile anderes vermuten lässt und einige denken werden: ,Der Freund hat eine Meise’ (lacht) – mein Bauchgefühl sagt: Schalke gewinnt 2:1. Ich habe selbst zwölf Derbys gespielt und weiß, was da abgeht. Immer, wenn wir mit dem BVB Favorit waren, sind die Spiele ganz eng gewesen.“