Essen. BVB-Boss Watzke sieht die Bundesliga als Kulturgut. Juventus-Chef Agnelli bringt verkleinerte nationale Ligen ins Gespräch.

Alles nur ein Sturm im Wasserglas? Diesen Eindruck durfte man leicht gewinnen an diesem Bundesliga-Wochenende, das von den vermeintlichen Plänen der europäischen Fußball-Topklubs zur Einführung einer neuen Superliga ab der Saison 2021/22 überschattet wurde. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte am Freitagabend dieses große Diskussionsthema aufgemacht.

In der ARD lief am Sonntagabend dann eine große Dokumention über die umfangreiche Football-Leaks-Recherche von mehreren investigativen Journalisten. Auch Schalke-Manager Christian Heidel und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kommen darin zu Wort.

Die Recherche-Ergebnisse zeigen: Borussia Dortmund und Rekordmeister Bayern München sollen zu jenen 16 Startern einer Liga zählen, die in drei Jahren unter anderem Real Madrid und den FC Barcelona, Manchester United und den FC Liverpool, Paris Saint-Germain und Juventus Turin in einem gemeinsamen paneuropäischen Ligabetrieb vereint. So jedenfalls scheint der grobe Plan zu sein.

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Oder doch nicht? BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schwor nach dem 1:0-Sieg in Wolfsburg der Bundesliga sogleich eiserne Treue: „Für keinen anderen Wettbewerb dieses Planeten würden wir die Bundesliga verlassen. Die Bundesliga ist deutsches Kulturgut.“ Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte rund um das enttäuschende 1:1 gegen den SC Freiburg: „Wir stehen total zu unserer Mitgliedschaft in der Bundesliga und den Uefa-Wettbewerben.“

Reaktionen auf den Superliga-Plan, der den europäischen Top-Fußball nichts weniger als auf den Kopf stellen würde, gibt es auch aus dem Ausland. Manchester City etwa wollte kein „gestohlenes und aus dem Zusammenhang gerissenes Material“, das der Spiegel ans Lichts befördert hatte, kommentieren.

Klopp ist "sehr zufrieden – im Moment“

FC Liverpools Teammanager Jürgen Klopp legte gegenüber der britischen Tageszeitung Daily Telegraph größtmögliche Gleichgültigkeit an den Tag: „Ich habe keine Meinung zu der Liga. Aber ich bin mit unserem Status in der Premier League sehr zufrieden – im Moment.“

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Genau über diesen Moment denkt Andrea Agnelli, der Präsident von Italiens Meister Juventus Turin, weit hinaus. Im Interview mit der britischen Tageszeitung The Guardian erklärte Agnelli jüngst Erstaunliches im Hinblick auf eine mögliche Neusortierung des Fifa-Spielkalenders ab dem Jahr 2024. Er forderte deutlich mehr Spiele auf Champions-League-Niveau – vor allem auch finanziell. Die nationalen Ligen sollten dann im Gegenzug kleiner gefahren werden.

Was wohl nicht anders funktionieren dürfte, wollte man eine Superliga mit 16 Teams und vermutlich dann 30 Spieltagen weltweit vermarkten. Das ginge nur über Mittagsspiele am Wochenende, um wegen der Zeitverschiebung den lukrativsten neuen Fußballmarkt weltweit zu bedienen: Asien mit China und Indien, die es gemeinsam auf stattliche zwei Milliarden potenzielle Fernsehzuschauer und Trikotkäufer bringen.