Marseille. 2:1-Sieg im Geisterspiel: Frankfurt hat in Marseille einen Auftakt nach Maß erwischt. Auch Bayer Leverkusen bewies Moral in der Fremde.

Dank Torjäger Kai Havertz und großer Moral ist Bayer Leverkusen zumindest in der Europa League ein starker Start gelungen. Die Werkself gewann beim bulgarischen Serienmeister Ludogorez Rasgrad nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 (1:2). Trainer Heiko Herrlich darf nach den drei Liga-Niederlagen in Folge zumindest kurz aufatmen.

Ein Doppelpack des starken Havertz (38./69.) und ein Treffer von Neuzugang Isaac Kiese Thelin (63.) retteten dem Bundesliga-Schlusslicht in einer turbulenten Begegnung den Sieg. Claudiu Keserü (8.) und Marcelinho (31.) hatten die Gastgeber aus dem Nordosten Bulgariens zunächst klar in Führung geschossen.

"Wir sind in der Bringschuld", hatte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Rudi Völler vor Anpfiff gesagt. Seine Mannschaft begann auch mutig, kassierte aber gleich einen Nackenschlag: Keserü schlenzte einen Freistoß über die Mauer, Torhüter Lukas Hradecky machte eine unglückliche Figur. Der Schlussmann hatte erst wenige Tage vor der Partie grünes Licht für einen Einsatz erhalten, die UEFA erklärte auf Nachfrage eine Sperre aus dem Jahr 2015 für verjährt.

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Nach dem Schock verlor Leverkusen kurz die Ordnung, berappelte sich aber schnell wieder. Auch ohne Antreiber Sven Bender, der kurz vor Anstoß wegen Nackenproblemen passen musste, hatte die Werkself nun mehr vom Spiel. Bei der ersten guten Chance wurde der für 18,5 Millionen Euro verpflichtete Brasilianer Paulinho in letzter Sekunde gestört (22.). Der 18-Jährige stand wie Sturmspitze Thelin erstmals in der Startelf der Leverkusener.

Bayer drängte nun auf den Ausgleich, war bei den Kontern der technisch starken Bulgaren aber anfällig. Alleine in der Startelf des Serienmeisters aus Rasgrad standen sechs in Brasilien geborene Akteure. Zwei davon sorgten fast ohne Gegenwehr für das 2:0: Wanderson bediente Marcelinho, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Der starke Havertz sorgte mit einem Flachschuss aus 18 Metern noch vor der Pause zumindest für den Anschluss.

Zur zweiten Halbzeit brachte Herrlich, dem vom Verein zuletzt demonstrativ der Rücken gestärkt worden war, Kevin Volland für den unauffälligen Paulinho. Leverkusen drängte nun auf den Ausgleich. Volland (55.) verpasste noch, wenig später schob Thelin aber aus sechs Metern ein. Und damit nicht genug: Der kaum zu stoppende Havertz bekam am Strafraum den Ball, drehte sich kurz und setzte die Kugel aus 16 Metern halbhoch ins rechte Ecke.

Sensation in Marseille: Eintracht gewinnt bei Geisterspiel mit 2:1

Eintracht Frankfurt hat nach 1666 Tagen Pause ein Europa-Comeback nach Maß gefeiert und sensationell Vorjahresfinalist Olympique Marseille besiegt. Vor leeren Rängen bezwang der deutsche Pokalsieger zum Auftakt in die Europa League die Franzosen am Donnerstag mit 2:1 (0:1) und drehte damit einen Rückstand gegen den hohen Favoriten aus Marseille. Mittelfeldspieler Lucas Torro (52. Minute) mit einem Kopfball und Joker Luka Jovic (89.) mit einem satten Schuss sorgten für den unerwarteten Sieg der Eintracht, die sogar noch eine halbe Stunde in Unterzahl spielte.

Jovic feiert sein Tor in Marseille.
Jovic feiert sein Tor in Marseille. © Reuters

Nach mehr als viereinhalb Jahren Europa-Pause war die Eintracht in Marseille schnell in Rückstand geraten, Lucas Ocampos (3.) schoss ein. In der letzten halben Stunde verteidigte die Eintracht zu zehnt das Remis beim klaren Favoriten, weil Jetro Willems wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. Mit dem Sieg im Rücken können die Hessen nun zuversichtlich das erste Heimspiel in zwei Wochen gegen Lazio Rom angehen.

«Es ist schon bedrückend, so ein Geisterspiel zu haben. Es ist traurig für den Fußball», sagte Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic. Wo sonst mehr als 60 000 Zuschauer, inklusive einer fünfstelligen Zahl an Eintracht-Fans, für ein Fußball-Fest gesorgt hätten, verloren sich nur rund 500 Club-Angehörige und Journalisten im riesigen Stade Vélodrome. Hintergrund war eine UEFA-Strafe gegen OM wegen mehrmaliger Verfehlungen der französischen Fans in der Vergangenheit. (sid/dpa)