Essen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat ein größeres Problem, als wir bisher geahnt haben. Ein Kommentar.

Das Testspiel gegen Peru wirft mehr Fragen auf, als das Spiel eigentlich beantworten sollte. Um es auf den Punkt zu bringen: Die deutsche Fußball-Nationalelf hat ein größeres Problem, als wir bisher doch geahnt haben. Nur 2:1 gegen Peru – das wirkt peinlich.

In der zweiten Halbzeit hatten die Peruaner zeitweise mehr Chancen vor dem Tor als die Gastgeber. Wie schon bei der Weltmeisterschaft ist die Abwehr das Problem: Man hält den Atem an, wenn der Gegner das Spiel schneller macht und dadurch den eigenen Stürmern die Räume schafft, die ein Ex-Weltmeister nie zweitklassigen Gegnern zugestehen darf. Und vorne: Da hat sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw zwar Torchancen erarbeitet – aber was nutzen die, wenn dort kein Mittelstürmer steht, der die Dinger ohne großes Aufsehen reinmacht.

Es ist schon typisch, wenn es zwei Mittelfeldspieler über außen sind, die Tore schießen, Julian Brandt und Debütant Nico Schulz. Wir können natürlich wieder in den Modus verfallen, dass die Torhemmung nur eine Momentaufnahme ist und das Problem bald behoben ist. Aber haben wir das nicht schon vor zwei Jahren angemerkt? Kein Tor gegen Frankreich und nur zwei gegen Peru – das ist, jetzt wiederholt, zu wenig.

Natürlich kann der Bundestrainer nur mit den Spielern arbeiten, die ihm der deutsche Fußball aktuell zur Verfügung stellt. Zaubern kann Löw auch nicht. Aber vielleicht hilft es doch, wenn die Zeit der Ausreden beendet wird. Italien war vor nicht allzu langer Zeit in einer ähnlichen Situation und tröstete sich mit ein paar guten Spielen und dem Einzug ins EM-Viertelfinale über Defizite in der Spielweise hinweg. Wir wissen, wie der Weltmeister von 2006 endete: keine WM-Qualifikation 2018. Ebenso die Niederlande, Vizeweltmeister von 2010: Die Krise dauert immer noch an.

Bis Mitte Oktober hat Joachim Löw jetzt Zeit, das nächste Spiel in der Nations League vorzubereiten. Vielleicht haben die Nationalspieler bis dahin mehr Spielpraxis und mehr Schussglück. Aber „vielleicht“ mehrt nicht die Zuversicht.