Duisburg. Duisburgs Manager Ivica Grlic kennt den Stürmer, der mit seinem Nationalelf-Rücktritt für Wirbel sorgt, aus gemeinsamen MSV-Zeiten.
Die Reaktionen auf den Nationalmannschafts-Rücktritt von Bayern Münchens Stürmer Sandro Wagner (30) sind heftig. Von einer trotzigen Kurzschluss-Handlung ist die Rede, andere vergleichen Wagners Schritt mit dem Verhalten von Kleinkindern, die sich beim Spielen im Sandkasten um das Förmchen des anderen streiten.
Wagner hatte am Tag nach seiner Nicht-Nominierung für die WM lautstark Kritik am Trainerteam der Nationalmannschaft geäußert: „Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse.“ Wagner bekommt nach seiner Spitze gegen Bundestrainer Joachim Löw sowohl Lob als auch Häme ab. In sozialen Netzwerken kursiert ein Bild von einer imaginären „Original Wagner Steinofen-Pizza“ mit dem Konterfei des zurückgetretenen Stürmers. Sorte: Beleidigt. Darunter der Zusatz: Ab morgen dann im Handel.
„Es war kein plötzlicher Gedanke“
Nicht mit Biss, sondern mit Verständnis reagiert Ivica Grlic (42) auf Sandro Wagners Reaktion. Der Sportdirektor des MSV Duisburg spielte von 2008 bis 2010 zusammen mit dem damaligen Talent Wagner für den MSV in der Zweiten Liga. Das Duo stand 28 Mal gemeinsam auf dem Platz. Grlic und Wagner pflegen auch heute noch einen guten Kontakt. „Ich glaube nicht, dass Sandros Entscheidung eine Trotzreaktion, sondern wohlüberlegt war. Bei ihm ist nicht plötzlich der Gedanke gereift, keinen Bock mehr auf die Nationalmannschaft zu haben. Er hat das sicherlich genau durchgesprochen, konzentriert sich nun auf seine Familie und den FC Bayern.“
Grlic schiebt nach: „Ich schätze Sandros ehrliche Art. Als Typ ist er einmalig, er verstellt sich nicht. Über seine fußballerischen Qualitäten, die er schon mit Anfang 20 bei uns in Duisburg hatte, muss man gar nicht reden. Werder Bremen hat ihn damals für die Bundesliga verpflichtet, obwohl er einen Kreuzbandriss hatte.“ Ex-Nationalspieler Grlic (16 Einsätze für Bosnien-Herzegowina) bilanziert: „Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland wäre für Sandro ein Traum gewesen, aber Jogi Löw hat es ja gesagt: Manchmal zerplatzen solche Träume. Das ist auch sein Job als Bundestrainer, dass er genau solche Entscheidungen trifft.“
Was die nackte Torquote angeht, hat Wagner gegenüber Freiburgs Nils Petersen schwächere Argumente. Wagner hat in dieser Saison für Hoffenheim und Bayern zwölf Treffer erzielt. Petersen traf 15 Mal für die Breisgauer. Grlic: „Ich finde nicht, dass man die Spieler eins zu eins vergleichen kann. Letztlich muss Löw das große Ganze sehen.“
Und das findet ohne Wagner statt.