Berlin. Schon vor dem 0:1 gegen Brasilien wusste Löw: Der DFB-Kader ist gut bestückt, aber nur in der ersten Reihe weltmeisterlich. Ein Kommentar.
So kurz vor einem Turnier wie der WM im Sommer werden Fragen des Fußballs gern und mit steigender Dringlichkeit behandelt wie nationale Angelegenheiten. Und jetzt? 0:1 gegen Brasilien. Erfolgsserie gerissen. Alles doch nicht so gut im Weltmeisterland? Die zweite Garde gar überfordert mit den Ansprüchen?
Ausdrücklich: nein. Der abschließende Test gegen Brasilien dokumentierte lediglich, was Bundestrainer Löw schon längst weiß: Dass er nämlich seine Weltmeister von 2014 braucht, um Weltmeister 2018 zu werden.
Der grundsätzliche Eindruck täuscht keineswegs, dass Löw auf so viele gute Spieler zurückgreifen kann, wie es selten zuvor ein Bundestrainer konnte. Aber sie bilden gemeinsam eben keine zweite Mannschaft, die genau so gut ist wie die vermeintlich erste. Sondern sie bilden ein Reservoir an Spielern, die auf einzelnen Positionen eine qualitativ mindestens ebenbürtige Alternative bieten. Aber es braucht eben auch das gewachsene Gerüst aus Männern wie Müller, Özil, Kroos, Hummels, Boateng, vielleicht sogar Khedira. Männer, die Qualität haben, Erfahrung und Mentalität. An ihrer Seite können jene, die ihren sicheren Platz im nationalen Elite-Betrieb noch nicht gefunden haben, glänzen.
Auf höchstem Level sind die Grenzen der Herausforderer irgendwann erreicht
Die Partie gegen Brasilien, in der Löw sieben Positionen im Vergleich zum Spiel davor veränderte, aber zeigte: Unter Ihresgleichen sind die Herausforderer Einzelteile, jedes mit sich beschäftigt und (noch) nicht fähig, dem anderen ausreichend zu helfen, dem Nebenmann Führung zu bieten. Beim nicht gerade spektakulär gut besetzten Confed-Cup mag das trotzdem funktioniert haben. Auf höchstem internationalen Level aber sind Grenzen irgendwann erreicht.
Es gehört viel dazu, als Mannschaft perfekt zu funktionieren. Das wird Löws Anspruch an seine Arbeit in den Wochen vor der WM sein. Das Fundament steht, die Dekoration folgt. Den wahren Umbruch des Weltmeisters wird erst nach dem Turnier geben. Vielleicht als Weltmeister.