Istanbul. Alles ist angerichtet für das greifbar nahe Viertelfinale des FC Bayern. In Istanbul wollen sich die Münchner in der Champions League im Achtelfinal-Rückspiel noch einmal stark präsentieren. Die Vorgabe von Trainer Jupp Heynckes ist eindeutig.
Beim Abschlusstraining im leeren Vodafone Park von Besiktas Istanbul konnten die Münchner Stars trotz des Verkehrslärms noch ein paar ruhigere Momente genießen. Damit ist es vorbei im Hexenkessel, wenn der türkische Meister im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League nach einem 0:5 vor drei Wochen nun gegen den FC Bayern ein Fußball-Wunder erreichen will. "Das ist auch für uns etwas Besonderes, der Ruf des Stadions eilt ihm voraus. Wir freuen uns auf die Atmosphäre und wollen ein gutes Spiel zeigen", sagte Kapitän Thomas Müller.
Trainer Jupp Heynckes erwartet am Mittwoch (18.00 Uhr/Sky und ZDF) kein Lockerlassen seiner Meistertruppe. "Du musst immer bereit sein, unabhängig vom ersten Ergebnis, das Spiel gewinnen zu wollen", sagte der Coach.
ANPFIFF: Die Partie des FC Bayern in Istanbul wird bereits um 18 Uhr (MEZ) angepfiffen. Der Grund: die Zeitverschiebung in Istanbul (plus zwei Stunden). Die Türkei hat 2016 beschlossen, dauerhaft bei der Sommerzeit zu bleiben, weshalb der Zeitunterschied im Winter nun eben zwei Stunden beträgt. Das ZDF passt sich an und überträgt zu der ungewöhnlichen Champions-League-Zeit.
AUSGANGSLAGE: Nach dem 5:0 aus dem Hinspiel ist Bayern eigentlich sicher im Viertelfinale. Präsident Uli Hoeneß hat keine Sorge, die Mannschaft will bei Besiktas erst gar keine Hoffnung aufkommen lassen. "Wir wollen mutig auftreten und an unsere Leistung aus dem Hinspiel anknüpfen", sagte Müller. Heynckes hat keine Bedenken. "Meine Spieler wissen, dass sie - auch wenn man einen komfortablen Vorsprung hat - immer mit höchster Konzentration ins Spiel gehen müssen."
PERSONAL: Wäre es um Alles gegangenen, wäre Arjen Robben laut Heynckes dabei gewesen. Der angeschlagene Flügelspieler bereitet sich angesichts der klaren Ausgangslage in München auf die kommenden Aufgaben vor. Auch der am Wochenende am Schienbein verletzte Corentin Tolisso machte den Trip nach Istanbul wie erwartet nicht mit. Die Langzeitverletzten Kingsley Coman und Manuel Neuer fehlen sowieso. "Ich bin natürlich gespannt, zumal auf die Atmosphäre. Mal gucken, wie es dann im Fernsehen rüberkommt", sagte der Nationaltorwart. Besiktas fehlen die verletzten Dukso Tosic und Pepe sowie der gesperrte Domagoj Vida.
AUFHOLJAGDEN: Eine historische Blamage ist zumindest statistisch ausgeschlossen, ein 0:5 holte noch niemand in der Königsklasse auf. Die größte Aufholjagd glückte dem FC Barcelona vor einem Jahr nach einem 0:4 durch ein 6:1. Aber auch Heynckes hat schon schlechte Erfahrungen. Ihm reichte 1985 im UEFA-Pokal ein 5:1 nicht. Als Coach von Borussia Mönchengladbach schied er gegen Real Madrid nach einem 0:4 im Rückspiel aus.
BILANZ: Für den Rekordmeister steht das sechste Spiel gegen eine Mannschaft aus der Türkei an. Gegen Besiktas gewannen die Bayern in der Gruppenphase 1997 zweimal mit 2:0, in diesem Jahr lautete das Hinspielergebnis 5:0. In der ersten Runde im Meistercup 1972 gab es ein 1:1 und ein 6:0 gegen Galatasaray Istanbul.
GEGNER: Der türkische Meister will sich ordentlich aus der Königsklasse verabschieden. "Wir werden versuchen, das Beste aus dem Kader herauszuholen", sagte Trainer Senol Günes.
VIERTELFINALE: Die Bayern haben das Viertelfinale nach dem 5:0 im Hinspiel fest eingeplant, ausgelost wird die Runde am Freitag. Titelverteidiger Real Madrid mit Toni Kroos, Manchester City mit Ex-Trainer Pep Guardiola, der FC Liverpool mit dem früheren BVB-Coach Jürgen Klopp, Vorjahresfinalist Juventus Turin mit Sami Khedira, der FC Sevilla und AS Rom sind mögliche Gegner für die Spiele am 3./4. und 10./11. April. Am Mittwochabend treffen noch der FC Barcelona und der FC Chelsea aufeinander.
GELB-GEFAHR: Robert Lewandowski, Joshua Kimmich und Sebastian Rudy müssten bei der nächsten Gelben Karte im Viertelfinal-Hinspiel Anfang April zuschauen. Tolisso ist ebenfalls vorbelastet, blieb aber daheim. Er weise seine Spieler darauf hin, sagte Heynckes. "Aber ich werde niemanden wegen einer zweiten Gelben Karte schonen." (mit dpa)