Madrid. Der FC Barcelona hat Real Madrid mit 3:0 besiegt. Barca hat nun 14 Punkte Vorsprung vor den Königlichen. Ist die Meisterschaft schon entschieden?
Weltmeister Toni Kroos blickte ins Leere, sein Real-Mitspieler Marcelo stand wie versteinert im Mittelkreis, während Lionel Messi nach der Eroberung des Bernabeu kraftvoll die rechte Faust reckte: Angeführt vom fünfmaligen Weltfußballer hat der FC Barcelona im 270. Clasico ein triumphales 3:0 (0:0) beim Erzrivalen Real Madrid gefeiert und am Tag vor Heiligabend einen wohl vorentscheidenden Schritt zum 25. Meistertitel getan.
Barcelona gewann vor 80.264 Zuschauern im Estadio Santiago Bernabeu durch die Tore von Luis Suarez (54.), Messi (64./Handelfmeter), der zum 25. Mal im Clasico erfolgreich war, und Aleix Vidal (90.+3). Real bleibt nach fünf Titeln 2017 (Meisterschaft, Champions League, spanischer Supercup, europäischer Supercup, Klub-Weltmeisterschaft) zum Jahresausklang nur das Gefühl der Demütigung.
"Wir haben eine tolle erste Halbzeit gespielt, aber kein Tor gemacht. Der zweite Durchgang war fatal", sagte Reals französischer Verteidiger Raphael Varane: "Das ändert nichts an unserem tollen Jahr, aber es macht die Sache in der Meisterschaft unendlich schwer." Barca-Kapitän Andres Iniesta erklärte: "Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Titel - nicht mehr, nicht weniger. Es sind noch so viele Punkte zu vergeben, ich habe schon so viele Sachen erlebt im Fußball."
Real Madrid nur auf Platz vier
In der Tabelle liegt Barca, bei dem Nationalkeeper Marc-Andre ter Stegen vor der Pause starke Paraden zeigen musste, nach dem 17. Spieltag schon 14 Punkte vor Titelverteidiger Real, der auf Platz vier eine Partie weniger bestritten hat. Selbst Barcelonas erster Verfolger Atletico Madrid liegt nach dem 0:1 bei Espanyol vom Donnerstagabend neun Zähler zurück.
"Das größte Spiel der Welt" sei das Duell zwischen Madrid und Barcelona, hatte Real-Kapitän Sergio Ramos erklärt. Bei der weltweiten Wahrnehmung zieht kein Ligaspiel mehr Menschen in seinen Bann. Das 2:3 im April an gleicher Stelle hatten 650 Millionen Menschen in knapp 200 Ländern verfolgt, aufgrund der Ansetzung am Samstagmittag - zur Prime Time in Asien - wurde mit mehr als 700 Millionen Zuschauern gerechnet.
Real-Trainer Zinedine Zidane konnte auf Superstar Cristiano Ronaldo zurückgreifen, der sich am Donnerstag nach einer Wadenblessur fit gemeldet hatte. Der Portugiese spielte in der ersten Hälfte deutlich auffälliger als sein Dauerrivale Messi, blieb allerdings in mehreren aussichtsreichen Torszenen ohne Erfolg und liegt im Ranking der erfolgreichsten Clasico-Torjäger mit 17 Toren weiter auf Platz drei hinter dem souverän führenden Messi und Real-Legende Alfredo di Stefano (18).In der 2. Minute versenkte Ronaldo den Ball im Netz - allerdings stand der Weltfußballer bei seinem Kopfball nach einer Kroos-Ecke im Abseits. Neun Minuten später schlug der 32 Jahre alte Torjäger erneut auf Zuspiel des engagierten Nationalspielers freistehend ein Luftloch.
Erst nach einer halben Stunde wurde Real-Keeper Keylor Navas durch den Schuss von Paulinho erstmals gefordert. Im Gegenzug wehrte ter Stegen einen gefährlichen Versuch Ronaldos aus spitzem Winkel mit dem Schienbein ab (31.). Real betrieb auch in der Folge Chancenwucher, so streichelte ein Kopfball von Mittelstürmer Karim Benzema kurz vor der Pause den Außenpfosten (42.).
Nach dem Seitenwechsel setzte Barcelona mehr offensive Akzente und ging nach einem Konter durch Suarez in Führung: Real verlor den Ball weit in der gegnerischen Hälfte, ließ den Ex-Schalker Ivan Rakitic jedoch nahezu unbedrängt bis zum eigenen Strafraum laufen und attackierte auch Sergi Roberto nur halbherzig, der den freistehenden Uruguayer Suarez zur Führung bediente.
Messi verwandelt Elfmeter
In der Folge wirkte Real wie paralysiert. Der ehemalige Leverkusener Daniel Carvajal konnte einen Paulinho-Kopfball in der 63. Minute nur per Handspiel auf der Torlinie klären und sah die Rote Karte. Messi verwandelte souverän. Real berappelte sich erst wieder nach der Einwechslung des lange verletzten Gareth Bale (72.), doch auch der Waliser konnte die dritte Liga-Heimniederlage Reals im Clasico nicht verhindern. (sid)