Essen. . Ciro Immobile nährt vor den Play-offs die letzte WM-Hoffnung. Am Freitag gegen Schweden zählt Trainer Ventura auf den Torjäger in Bestform.
Auf Volksheld Gianluigi Buffon zählen sie in Italien nicht mehr. Ein „Rentner“ sei der 39-jährige Tor wart, ein „Kartoffelsack“. Nein, der Hoffnungsträger ist ein anderer vor dem Hinspiel der WM-Play-offs gegen Schweden. Heute (20.45 Uhr/DAZN) soll Ciro Immobile den viermaligen Weltmeister in Stockholm davor bewahren, erstmals seit 1958 eine WM-Endrunde zu verpassen. „Er ist in bestechender Form, natürlich zählen wir auf seine Tore“, sagt Italiens Nationaltrainer Gian Piero Ventura. Immobile – der Name löst in Dortmund noch heute Kopfschmerzen aus.
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Als Immobile 2014 mit einem Privatjet in Dortmund landete, da ruhten auch die Hoffnungen des BVB auf dem Torjäger. Robert Lewandowski hatte als Torschützenkönig den Bundesligisten in Richtung Bayern verlassen, Immobile, mit 22 Treffern für FC Turin Torschützenkönig der Serie A, sollte die Lücke füllen. Dafür bezahlte der BVB die stolze Summe von 18,5 Millionen Euro, womit der Italiener der drittteuerste Einkauf dieser Bundesliga-Saison war. „Immobile trifft aus allen Lagen“, frohlockte der damalige Trainer Jürgen Klopp. Die Chance in Dortmund nicht zu ergreifen, „wäre Wahnsinn gewesen“, sagte Immobile.
Nur drei Tore in 24 Ligaspielen
Ein Jahr später hatte sich das Missverständnis erledigt. „Ich habe in Deutschland sehr gelitten“, klagte Immobile. Nur drei Tore in 24 Ligaspielen hatte Immobile erzielt, der, der schon mit 17 bei seinem Jugendverein Sorrento Calcio in einer Saison 30-mal getroffen hatte. Die Kollegen hätten ihn nicht unterstützt und nicht mal zum Essen eingeladen. Taktisch habe er unter Klopp nicht viel gelernt, sagte Immobile, der nach einem Jahr kaum deutsch sprechen konnte. „Es ist wichtig, dass ich Vertrauen spüre, was in Dortmund nicht da war.“ Sein Leben in einer Villa in Unna: eine Leidenszeit.
„Tore hat er immer gemacht. Das konnte man auch bei uns sehen“, sagt Sportdirektor Michael Zorc rückblickend dieser Zeitung, „aber er ist mit der Art unseres Fußballs nicht klargekommen.“ Erschwerend sei hinzugekommen, dass es sportlich „ein extrem schwieriges Jahr war“. Der BVB verkaufte Immobile für 14 Millionen Euro an den FC Sevilla. Doch in Spanien scheiterte Immobile ebenfalls, wurde bereits nach einem enttäuschenden halben Jahr an den FC Turin ausgeliehen. Zurück in der Heimat fühlte er sich am wohlsten.
„In Sevilla hatte er ähnliche Probleme“, sagt Zorc, „und jetzt – das bekomme ich natürlich auch mit – trifft er wie verrückt.“
Chelsea an Immobile interessiert
In Turin taute der Stürmer auf, traf in 14 Spielen fünfmal. 2016 wechselte Immobile zu Lazio Rom. Seitdem ist er wie ausgewechselt. In dieser Saison hat er in 15 Pflichtspielen 18-mal getroffen, allein in der Liga bei elf Einsätzen 14-mal.
„Eine Saison an der Grenze des Ungeheuerlichen“, nennt die „Gazetta dello Sport“ das. Wenn Trainer Simone Inzaghi den 27-Jährigen einwechselt, wird er mit einem Tor belohnt. Im Moment ist der Chancentod aus Dortmunder Zeiten der erfolgreichste Torjäger aus Europas Top-Ligen. Da kommt nicht mal Messi mit. „Vielleicht liegt es an der italienischen Heimat – auf jeden Fall funktioniert es jetzt wieder bei ihm“, sagt Zorc.
Glücklich ist er. Auf Instagram postet Immobile Fotos – schwer verliebt mit Ehefrau Jessica. Unlängst ließ er sich ein Tattoo mit Bildern seiner Familie stechen. Sportlich weckt er die Gelüste internationaler Vereine. Shanghai soll Lazio 70 Millionen Euro geboten haben. Als Antwort verlängerte Immobile den Vertrag bis 2022. Auch Chelsea hat angeblich Interesse.
Zum endgültigen Glück fehlt noch die Qualifikation zur WM 2018 in Russland. „Ich werde alles geben, es ist die wichtigste Herausforderung in meinem Leben“, sagt Immobile. Er ist bereit für die wichtigsten Spiele Italiens, seinem Heimatland.