Madrid. Spanische Zeitungen fallen nach dem 1:3 bei Tottenham Hotspur über Champions-League-Sieger Real Madrid her. Und auch über Toni Kroos.

„Krise, welche Krise?“, fragte Cristiano Ronaldo. Doch allein die Tatsache, dass er sich entgegen sonstiger Gewohnheit viel Zeit für Erklärungen nahm, verriet das Gegenteil: Nach dem 1:3 (0:1) von Real Madrid bei Tottenham Hotspur galt es, Lobbyarbeit zu betreiben. Es war ja nicht nur die erste Niederlage in einem Champions-League-Gruppenspiel seit 30 Partien (1:2 im Oktober 2012 bei Borussia Dortmund), es war auch die nächste Pleite nach einem 1:2 bei Aufsteiger Girona. Während in Europa noch nichts verloren ist, liegt Madrid in der Meisterschaft schon acht Punkte zurück.

Die Presse sah in London daher nicht ähnlich mildes Licht wie der Weltfußballer, sondern „die „Vorhölle“, so die Madrider Sportzeitung „As“. Oder die „dunkelste Nacht in der Ära Zidane“, so die Konkurrenz von „Marca“, die das Coaching des Franzosen als „Attentat auf die eigene Mannschaft” bezeichnete.

Wie schon in Girona hatte Zidane keine andere Antwort auf ein 3-5-2-System des Gegners gefunden, als nach dem Rückstand seinerseits auf diese Taktik umzustellen. Erneut machte er dadurch alles nur noch schlimmer und hatte danach bloß Parolen zu bieten. „Wir müssen durchhalten, bis wir den Chip wechseln, und genau das werden wir tun.“

Aber nicht nur der Trainer wirkt wie ein Schatten eines Welttrainers. Auch die Schlüsselspieler. „Kroos symbolisiert Reals Verfall“, bekam der deutsche Mittelfeldregisseur von „As“ einen konkreten Rüffel. Natürlich bezahlt es auch ein Spielmacher, wenn alle ein bisschen weniger laufen und es keine Anspielstationen gibt. Wenn außerdem in jedem Mannschaftsteil ein Weltklasse-Backup verloren wurde – Pepe, James Rodríguez und Álvaro Morata. Ronaldo brach in London ein vereinsinternes Tabu, als er zugab, mit diesen Dreien „waren wir stärker“. Aber: Es war die Wahrheit.