München. Seit geraumer Zeit reift die Erkenntnis, dass Carlo Ancelotti nicht zum FC Bayern passt. In Paris wurde das ganz deutlich. Ein Kommentar.
Es ist immer fahrlässig, sich bei der Bewertung von Spielern oder Trainern auf einzelne Ergebnisse zu beziehen. Darum ist das 0:3 des FC Bayern auch nicht allein maßgeblich für eine Erkenntnis, die genau genommen seit dem Viertelfinal-Aus der Münchner in der Champions League im April reift. Sie lautet: Carlo Ancelotti und München, das passt einfach nicht. Die Anzeichen dafür verdichten sich jedenfalls seit geraumer Zeit.
Robben und Ribéry schmorten auf der Bayern-Bank
Ein wenig wirkte es am Mittwochabend so, als wolle der italienische Trainer selbst den Beweis dafür liefern. Mag es auch nur ein Gruppenspiel gewesen sein: Wer Arjen Robben und Franck Ribéry in so einem wichtigen Spiel auf der Bank schmoren lässt, der muss nicht besondere sportliche Argumente für die Alternativen auf dem Platz haben. Wenn Carlo Ancelotti so handelt, muss er im Falle einer Niederlage aber auch wissen: Jetzt wird es richtig ungemütlich.
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Natürlich kann er nichts dafür, dass Sven Ulreich kein Ersatz für den verletzten Manuel Neuer ist und derzeit vermutlich nichtmal bei einem Zweitligisten einen Stammplatz hätte. Aber: Die Alphatiere in der Mannschaft, darunter neben Robben und Ribéry auch Torjäger Robert Lewandowski, sind verstimmt. Talente entwickeln sich nicht weiter, David Alabas Leistungen stagnieren auf höchstem europäischen Niveau bestenfalls, Thiago trabt lustlos über den Rasen, die Spielweise ist ernüchternd. Für die Bundesliga mag das mit Ausnahme von Borussia Dortmund alles ja auch noch reichen – aber nicht für den Titel in der Königsklasse infrage zu kommen, ist auch nicht der Anspruch des FC Bayern.
Der Rekordmeister hat sich dazu entschlossen, auf den ganz großen Transferwahnsinn auf internationaler Ebene und 100-Millionen-Käufe zu verzichten. Allerdings: Selbst zusammengerechnet hätten Ilkay Gündogan und Leroy Sané nicht so viel Geld gekostet. Auch wenn Bayern mit ihnen gestern Abend vielleicht auch nicht in Paris gewonnen hätte: Die Verpflichtung seiner Wunschspieler hätte aber dafür gesorgt, dass Pep Guardiola 2016 nicht zu Manchester City gegangen wäre. Sein Verbleib wäre viel mehr wert gewesen, als mit katarischem Geld für 222 Millionen Euro Neymar zu verpflichten.