Prag. Die Fußball-Nationalspieler haben sich von deutschen Zuschauern distanziert, die in Tschechien mit provozierenden Gesängen aufgefallen waren.

Es hätte zumindest erfreute Stimmung herrschen können im schwarz-rot-goldenen Lager nach dem recht glücklichen 2:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien in Prag. Doch das Gegenteil war der Fall. Das lag nicht nur an der nachlassenden Leistung im Spiel, sondern vor allem an einigen Fans auf der Tribüne. Eine Schweigeminute vor dem Spiel störten sie, anschließend bepöbelten sie den Torschützen Timo Werner während des Spiels und besangen den Deutschen Fußball-Bund als Mafia. Zudem hat es offenbar nationalsozialistische Gesänge und Zwischenrufe gegeben. Konsequenz: Die Mannschaft ging nach dem Schlusspfiff entgegen ihrer Gewohnheit direkt in die Kabine, machte nicht mehr den Weg zum deutschen Tribünenblock, um sich zu verabschieden. Pfiffe begleiteten sie dabei.

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"Katastrophe, ganz schlimm", sagte Siegtorschütze Mats Hummels, als er auf das Verhalten eines Teils der Fans angesprochen wurde. "Das fing schon bei der Schweigeminute an, das war schlechtes Verhalten von einigen. Timo Werner wurde beleidigt und bepöbelt, dann fangen die Fans diesen Sch...ß an zu rufen. Davon distanzieren wir uns komplett", sagte Hummels: "Deswegen sind wir auch nicht hingegangen. Das sind keine Fans, das sind Krawallmacher, Hooligans. Wir müssen schauen, dass wir die aus dem Stadion kriegen. Tut uns leid, für die, die das nicht gerufen haben."

Es habe - übrigens am Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen 1939 - zwei Fanblöcke in der Arena gegeben: "Einen haben wir geordnet, beim anderen lief der Ticketverkauf nicht über uns", berichtete Teammanager Oliver Bierhoff. So konnten Problemfans ins Stadion gelangen, die schon rein optisch dem rechten Spektrum zuzuordnen waren. Eine andere Ebene des Eklats waren "Scheiß DFB"-Rufe: Sie gab es erstmals bei einem Länderspiel, an ihnen beteiligte sich auch der "normale" Block.

Julian Brandt sprach konkret von rechten Parolen

Mannschaftskollege Julian Brandt sprach konkret von rechten Parolen. „Wenn du Gesänge hörst mit nationalsozialistischem Hintergrund, braucht man sich nicht wundern, dass wir das nicht bejubeln. Wir waren uns alle einig, dass wir da jetzt nicht noch in die Kurve gehen und das noch unterstützen“, meinte der Leverkusener.

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Timo Werner, der das Pech hat, für einen Verein (RB Leipzig) zu spielen, den viele Fans ablehnen, und dem noch immer eine Schwalbe aus der vergangenen Saison vorgehalten wird, sagte, dass er die Schmähgesänge gegen ihn "nicht wahrgenommen" habe: "Aber man weiß ja, was hier ungefähr in der Nähe liegt von Prag. Also kann man sich da seinen Teil denken. Das hat wahrscheinlich nicht viel mit meiner Person zutun, sondern mit dem Konkurrenzkampf.“ Gemeint hat er Dresden, das unweit ist und wo die Dynamo-Fans Leipzig in großer Rivalität verbunden sind. (mit sid)