Essen. Auch nach dem Bundesliga-Auftakt fehlt jede Fantasie, wann und wie sich an der Vormachtstellung des FC Bayern etwas ändern könnte. Ein Kommentar.

Die Schweizer Website „Watson“ hat erstaunliche Erkenntnisse über die Transfer-Aktivitäten in der Bundesliga veröffentlicht. Im Kern wird bestätigt, was Fußballfans hierzulande schon immer befürchtet haben: Geld schießt doch Tore.

Die fünf Vereine mit den höchsten Transferausgaben seit 2007 waren auch die erfolgreichsten seitdem (einzige Ausnahme: der HSV). Vorneweg der Rekordmeister FC Bayern München, der auf dem Spielermarkt fast 400 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen hat.

Wie zum Beweis erzielten am Freitagabend zwei Neulinge die ersten Saisontore beim 3:1 gegen Bayer Leverkusen: Süle und Tolisso, zusammen über 60 Millionen Euro teuer. Noch fehlt jede Fantasie, wann und wie sich an der Vormachtstellung des FC Bayern etwas ändern könnte.

Schalke und der BVB können keine großen Sprünge machen

In der Watson-Aufstellung kommt Schalke auf ein Minus von 23 und Borussia Dortmund von 53 Millionen Euro in zehn Jahren. Wer so wirtschaftet (oder wirtschaften muss), kann keine großen Sprünge machen. Wenn die Bayern Julian Draxler tatsächlich wollen, kriegen sie den auch noch.

Und alle anderen schauen in die Röhre. Das Auftaktspiel gab einen Vorgeschmack darauf, wie die Saison 2017/18 wohl laufen wird. Sogar Leverkusen kann nicht mehr mithalten. Trotzig möchte man den großen Otto Rehhagel zitieren, der sagte: „Geld schießt keine Tore!“

Schon nach dem ersten Bundesliga-Spieltag müssen wir uns an diese Hoffnung klammern.

Herrlich hat auf den BVB getippt

Bayer-Trainer Heiko Herrlich war so mutig und hat in seinem Meistertipp seinen alten Klub BVB genannt. "Ich tippe, dass Borussia Dortmund Deutscher Meister wird“, hatte er gesagt. Die Quittung haben ihm die Bayern im ersten Spiel überreicht. Herrlich blieb sieglos wie in seinen letzten zehn Bundesliga-Spielen als Trainer (2009/10 mit dem VfL Bochum).

Von den letzten 30 Gastspielen in München gewann Leverkusen nur eins (2:1 am 28. Oktober 2012), seit dem Aufstieg 1979 nur drei Spiele. Bayern dagegen: Es war der sechste Sieg zum Liga-Start — jetzt haben sie den Bundesliga-Rekord des 1. FC Kaiserslautern eingestellt (1989 bis 1994).

Fünfmal in Folge sind die Bayern jetzt Deutscher Meister geworden, und wenn man den Blick des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge richtig deutet, sind die Bayern-Bosse durchaus scharf auf Meistertitel Nummer sechs. Notfalls kaufen sie eben weitere Spieler.

Wo liegt der Reiz?

Auf Dauer kann das nicht gutgehen. Der Kampf um die Champions League, ein bisschen Europa League zum Trost, die Dramatik im Abstiegskampf — schön und gut. Aber langweilig. Am Ende geht es doch um die Trophäe. Wenn die Schale jedesmal derselbe bekommt: Wo liegt da der Reiz?

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