Essen. Für 222 Mio Euro wechselte Neymar nach Paris. Diese Zahl lässt sich verteufeln - solange der eigene Verein nicht betroffen ist. Ein Kommentar.

Fußballfans haben sich in der vergangenen Woche so sehr wie lange nicht mehr mit Zahlen beschäftigt. Nicht mit Toren oder Punkten, mit erschütternden Nummern, bei denen man nicht mehr weiß, ob man sie überhaupt noch ernstnehmen sollte. Es gab aber auch ermutigende Zahlen, selbst wenn sie noch so klein sind wie die 1.

222 Millionen sind der Code für die Perversion des Profifußballs

Ja, eine mickrige Zahl im Vergleich zu 222 000 000. Denn die steht ja seit Donnerstag nicht nur für die Ablösesumme, die Paris St. Germain dem FC Barcelona für Neymar bezahlt hat. 222 Millionen sind damit der Code für die Perversion des Profifußballs. Und für eine Scheinheiligkeit – denn eine solche Zahl lässt sich wunderbar verteufeln, solange der eigene Verein nicht betroffen ist. Trotzdem rechnen Fans aller Topklubs gerade gegen, wie viel der Markt wohl für die Stars ihres Lieblingsvereins hergäbe. Verwerflich ist nur das Verhalten der anderen.

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Der Turbokapitalismus in der Unterhaltungsbranche Fußball wird schon länger gegeißelt. Obszön? Und ob schön. Die Entrüstung macht sich an den Kassenhäuschen vor den Bundesligastadien noch nicht bemerkbar, auch der Supercup in Dortmund war ausverkauft. Die immer teureren Trikots werden weiter artig gekauft. Ob jetzt auch noch der zweite und dritte Pay-TV-Anbieter abonniert wird, bleibt aber abzuwarten. Dass Cristiano Ronaldo, ein Mann mit einem für normale Arbeitnehmer unvorstellbaren Jahresverdienst, offenbar Steuern hinterzieht und vor Gericht seine Hände in Unschuld wäscht, er sei ja nur wenige Jahre zur Schule gegangen, dürfte von der breiten Masse nach der nächsten Gala in der Champions League weggejubelt werden.

Zum Glück erzeugt die Maßlosigkeit nicht bei jedem Gleichgültigkeit. Womit wir wieder bei der Zahl 1 wären. Der Spanier Juan Mata, bei Manchester United ein hochbezahlter Spieler, will künftig ein Prozent seines Gehaltes für soziale Projekte mit Fußballbezug spenden und ruft die Millionärs-Kollegen auf, Gleiches zu tun. Immerhin. Dabei könnte eine Zahl entstehen, die der Parallelwelt Fußball zur Abwechslung mal gut zu Gesicht stehen würde.