Sint-Michielsgestel. Als einzige deutsche Fußballerin trägt Dzsenifer Maroszan das Prädikat Weltklasse. Bei Turnieren fehlte ihr bisher allerdings immer die Konstanz.

Wer geht am Anfang in die Mitte? Auch die deutschen Nationalspielerinnen diskutieren heftig, wer denn beim Kreisspielchen „Fünf gegen Zwei“ zuerst den Jäger spielt. Insofern ist es ein gutes Zeichen, wenn Dzsenifer Marozsan uneigennützig im Sportpark Zegenwerp zuerst den unbeliebten Part übernimmt. Weil ohnehin schnell der Zeitpunkt kommt, dass die einzige Spielerin, der vor der Frauen-EM in den Niederlanden uneingeschränkt das Prädikat Weltklasse zuzuordnen ist, wieder selbst den Ball zirkulieren lässt. Bisweilen wirkt es so, sie könnte auch mit verbundenen Augen mitmachen und müsste nicht in den Kreis.

Auftakt gegen Schweden am Montag

Die 25-Jährige hat bei der Frauen-Nationalmannschaft inzwischen eine Ausnahmestellung eingenommen. Die nur vier Jahre jüngere Linda Dallmann bekannte zuletzt offenherzig: „Sie war immer mein großes Vorbild. Ich habe mich am Anfang gar nicht getraut, sie anzusprechen.“ Spielmacherin Marozsan schultert vor dem deutschen EM-Auftakt am Montag (20.45 Uhr/ARD) gegen Schweden so viele Erwartungen wie noch nie in ihrer Karriere.

Aber Druck kann ihr so wenig anhaben wie Dauerregen einem Holland-Rasen: Am Freitag saß sie nach einer Fahrradtour in der Umgebung von Sint-Michielsgestel in einer Medienrunde. Ihre Botschaften aus dem noblen Teamhotel übermittelte sie teilweise fehlerfrei auch in englischer Sprache, was sich die in Budapest geborene Tochter des ungarischen Nationalspielers Janos Marozsan früher kaum getraut hätte.

„Persönlich habe ich den nächsten Schritt gemacht“, sagte die 74-malige Nationalspielerin und meinte neben dem Wechsel zum Champions-League-Sieger Olympique Lyon die Tatsache, dass sie von Bundestrainerin Steffi Jones im Herbst die Kapitänsbinde bekam. „Das kam sehr unerwartet für mich. Ich habe gefragt, ob sie sicher ist. Ich bin wahnsinnig dankbar dafür.“

Von Vorgängerin Silvia Neid mitunter skeptisch betrachtet, machte Jones die versierte Technikerin zum Herzstück der Erneuerung. Als Dreh- und Angelpunkt mit allen Freiheiten in der Zentrale. Aber auch als sozialer Kopf des Kaders. „Ihre Ansprache ist großartig“, betont Jones. Beispiel gefällig? „Meine Mannschaft darf alles von mir haben – Hauptsache, sie gibt auf dem Platz alles.“ Mehr denn je gilt das für die bevorstehende EM als auch für die Nummer zehn selbst: Noch keinem Turnier hat sie konstant ihren Stempel aufdrücken können.