Essen. Christoph Daum ist bei einer Pressekonferenz des rumänischen Nationalteams ausgerastet. Er identifiziere sich mehr mit Rumänien als die Reporter.

Bei der tausendsten Frage nach seinem Rücktritt, ist Christoph Daum auf einer Pressekonferenz ausgerastet. Als Trainer der rumänischen Fußball-Nationalmannschaft gerät der Deutsche zusehends unter Druck, da sein Team nur noch wenig Chance auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2018 in Russland hat. Als ein Reporter ihn vor dem Länderspiel gegen Chile wiederholt fragt, ob er einen Rücktritt in Erwägung ziehe, lacht Daum hilflos, ehe sich seine Wut auf die Journalisten entlädt.

"Ich weiß nicht, was Sie da konstruieren wollen. Ich höre jeden Monat, dass ich zurücktreten soll", so Daum. Vom Reporter fordert er einen auf die Arbeit bezogenen Grund, weshalb er sein Amt niederlegen sollte. "Nur wegen der Ergebnisse? Wenn ich von Ihnen als Journalist überzeugt bin, würde ich Sie niemals feuern!"

"Alles verrückte Lügen, nichts ist bewiesen"

Als der Reporter nachlegt und fragt, was Daum denn bislang erreicht habe, wirkt der rumänische Nationaltrainer fast verzweifelt. "Wenn Sie Zeit hätten und wirklich offen wären, würde ich mich ein, zwei, drei Stunden mit Ihnen hinsetzen und über Fußball sprechen. Aber wenn ich mit Ihnen rede, nehmen Sie daraus nicht ein Prozent. Nein, Sie verdrehen es ins Gegenteil und machen daraus Lügen!"

Die Frage, ob Daum nur wegen des Geldes nicht zurücktrete, versetzt den Trainer vollends in Rage. Er gestikuliert wild mit den Armen und schreit beinahe: "Alles verrückte Lügen, nichts ist bewiesen. Und damit zeigen Sie Ihr wahres Gesicht!"

"Ich identifiziere mich mehr mit diesem Land als Sie"

Verärgert fährt er fort: "Manchmal sind Sie kein Rumäne für mich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mehr Rumäne bin als Sie", wettert Daum, was von Lachern aus dem Hintergrund begleitet wird. "Ich identifiziere mich mehr mit diesem Land, mit diesen Leuten als Sie. Sie sind nicht hilfreich, Sie zerstören."

Ein rumänischer Fußball-Journalist hatte ein Video der Pressekonferenz bei Twitter geteilt. Darin sei Daum ausgerastet bei der "237138213. Frage" nach seinem möglichen Rücktritt.

Rumänischer Verbandspräsident bittet Fans um Geduld

Trotz der jüngsten Kritik an seiner Person hat Ex-Meistertrainer Christoph Daum mit der rumänischen Nationalmannschaft einen Achtungserfolg erzielt. Die Rumänen kamen am Dienstag in einem Länderspiel in Cluj-Napoca zu einem 3:2 (1:2) gegen Südamerika-Meister Chile, der am 22. Juni zweiter Gegner der deutschen Nationalmannschaft beim Confederations Cup in Russland ist.

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Verbandspräsident Razvan Burleanu vermied nach dem 3:2 (1:2)-Erfolg im Länderspiel gegen Chile am Dienstagabend ein klares Bekenntnis zum 63 Jahre alten früheren Stuttgarter Meistercoach, warb aber zugleich auch um Geduld. "Über Nacht lässt sich nichts erreichen", sagte Burleanu und sprach von einer "langjährigen Perspektive".

Daum ist nicht mehr der erhoffte Heilsbringer

Auch in Rumänien hagelt es öffentliche Kritik. "Nicht die Spieler sind schuld", urteilte Ex-Auswahlcoach Victor Piturca knallhart. "Für Daum ist der rumänische Fußball etwas Unbekanntes und er für den Nationaltrainer-Posten ungeeignet."

Am Dienstag zeigte er sich gelassener. "Ich wollte keinen Konflikt mit den rumänischen Journalisten, ich weiß, dass sie hinter der Nationalmannschaft und dem rumänischen Fußball stehen. Aber manchmal schreiben sie verrückte Dinge", sagte Daum, der einen Rücktritt ausschloss: "Warum soll ich zurücktreten? Wir wollen etwas Schönes aufbauen und ich identifiziere mich total mit dem Projekt."

Der vor elf Monaten nach dem Vorrunden-Aus bei der EURO in Frankreich geholte Iordanescu-Nachfolger Daum ist nicht mehr der erhoffte Heilsbringer. Schon bei seinem Amtsantritt habe er Demut und Geduld eingefordert: "Wir müssen am Aufbau einer neuen Generation arbeiten, in die Jugend investieren", erklärte der 63-Jährige. (memo/dpa/sid)