Essen. Beim Uefa-Kongress am Mittwoch wird Reinhard Grindel sicher ins Fifa-Council und mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Uefa-Exekutivkomitee gewählt.
Beim 41. Ordentlichen Kongress der Europäischen Fußball-Union (Uefa) am Mittwoch in Helsinki wird Reinhard Grindel sicher ins Council des Weltverbandes Fifa und mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Uefa-Exekutivkomitee gewählt. Das ist - nicht einmal ein Jahr nach seiner Wahl zum DFB-Präsidenten - ein bemerkenswerter Aufstieg für den früheren Bundestagsabgeordneten, der die verwaisten Positionen seines gesperrten Vorgängers Wolfgang Niersbach besetzen will.
Warum ist Grindels Wahl wichtig?
Der DFB ist seit dem vergangenen Sommer ohne Stimme in den beiden wichtigsten Gremien des Weltfußballs, weil Niersbach über den deutschen Sommermärchen-Skandal gestolpert war. Von der Fifa beschlossen wurde in dieser Zeit unter anderem die "Mega-WM" mit 48 Teilnehmern - sehr zum Ärger des Weltmeisters, der nichts dagegen tun konnte. Grindel will nun wenigstens beeinflussen, dass das Turnier "in einer den Fußball stärkenden und nicht schwächenden Art und Weise gespielt" wird. Entscheidend in der Uefa: Das Exko vergibt im September 2018 die EM 2024, für die sich der DFB und die Türkei bewerben - Grindel will ordentlich die Werbetrommel rühren.
Wie läuft die Wahl ab?
In die Fifa könnte Grindel sogar per Akklamation (Applaus) gewählt werden. Auf die aufgrund der Niersbach-Sperre freigewordene Stelle für noch zwei Jahre hatte sich sonst niemand beworben. Bei der Wahl ins Uefa-Exko gibt es zwölf Bewerber für acht Plätze (vierjährige Amtszeiten). Stimmberechtigt sind alle 55 Uefa-Nationen. Grindel dürfte als "Weltmeister-Präsident" sehr gute Chancen haben, im ersten Wahlgang zu triumphieren. Zusätzlich sollten eigentlich noch vier weitere Uefa-Vertreter für vier Jahre ins Fifa-Council gewählt werden, es gibt es aber nur noch drei Bewerber.
Was steht noch auf der Tagesordnung?
Der Kongress wird eine Reihe von Reformen absegnen, die der neue Uefa-Präsident Aleksander Ceferin auf den Weg gebracht hat. Unter anderem soll es eine Amtszeitbeschränkung geben (dreimal vier Jahre). Nur noch "aktive" Funktionäre, also (Vize-)Präsidenten und Generalsekretäre, sollen ins Exekutivkomitee gewählt werden können. Aus deutscher Sicht wichtig: Die mächtige Klub-Vereinigung ECA soll zwei vollständige (und stimmberechtigte) Sitze im Exko bekommen - einen davon wird wahrscheinlich Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge besetzen. Die Ligen-Vereinigung EPFL hofft auf einen Exko-Platz.
Wie geht es für Grindel weiter?
Der DFB-Präsident rechnet mit 30 Reisetagen im Jahr für die Uefa und Fefa. Der Weltverband vergütet den Council-Sitz mit 300.000 Euro. Grindel will das mit dem Verdienstausfall, den er als DFB-Präsident erhält, verrechnen. Schon am 11. Mai steht der nächste Fifa-Kongress auf dem Programm, am 9. Mai trifft Grindel erstmals auf seine neuen Council-Kollegen. Um direkte deutsche Interessen (wie eine EM) geht es in der Fifa zwar derzeit nicht, auch die WM-Startplätze für das Mammut-Turnier 2026 scheinen verteilt. Doch in den weiterhin drängenden Fragen der "Good Governance und Compliance" will Grindel einen wichtigen Beitrag leisten. (sid)