Essen. Die deutschen Nationalspieler haben sich über ihr erstes Gegentor in der WM-Qualifikation geärgert. Solche Sorgen hätten die Nachbarn gerne. Ein Kommentar.

  • Die deutschen Nationalspieler haben sich über ihr erstes Gegentor in der WM-Qualifikation geärgert
  • Solche Sorgen hätten die Nachbarn gerne
  • Ein Kommentar

Für einen kurzen Moment waren alle erschrocken. Ein für die deutschen Nationalspieler eher ungewöhnliches Zusammenwirken von Leichtsinn und Unachtsamkeit ermöglichte Aserbaidschan am Sonntag den Ausgleichstreffer zum 1:1. Aber da die Weltmeister genau wussten, was sie sich da gerade geleistet hatten, rissen sie sich kurz zusammen – und schon drückte sich das realistische Kräfteverhältnis zwischen diesen beiden Teams auch in Zahlen wieder aus. Am Ende stand ein standesgemäßer 4:1-Sieg zu Buche. Und das Gegentor ließ sich verschmerzen. Es war ohnehin das erste in der WM-Qualifikation.

Die Spieler haben sich selbst darüber geärgert, Mats Hummels meinte sogar selbstkritisch: „Wir haben ein bisschen arrogant gespielt.“ Auch der anspruchsvolle Bundestrainer beklagte „Nachlässigkeiten“ und bilanzierte: „Es war nicht alles Gold, was glänzte.“ Joachim Löw ist eben Perfektionist. Aber auch er weiß natürlich, dass er sich auf sein Team verlassen kann. Fünf Spiele, fünf Siege. Worüber sollte man da ernsthaft meckern?

Fahren wir ohne Holland zur WM?

Die Niederländer wären froh, wenn sie eine Nationalmannschaft hätten, die auf eigene Fehler reagieren könnte. Bereits die EM 2016 wurde verpasst, am Sonntagabend ist Bondscoach Danny Blind nach dem 0:2 in Bulgarien rausgeworfen worden. Die Frage ist begründet: Fahren wir nach 2002 schon wieder ohne Holland zur WM?

Die Fußballkrise im Nachbarland verdeutlicht, welche Stabilität die deutsche Nationalelf schon seit Jahren auszeichnet. Die Niederländer waren einst stilbildend mit ihrem technisch perfekten Offensivfußball. Aber sie berauschten sich an ihrem schönen Spiel und versäumten eine Weiterentwicklung, während die Deutschen aus den EM-Pleiten von 2000 und 2004 lernten. In den Achtzigern und Neunzigern war noch jedes Mittel recht, wenn es nur den Erfolg brachte. Joachim Löw aber will, dass sein Team nicht nur körperlich stärker ist als der Gegner, sondern auch fußballerisch. Er hat sich die Top-Ausbildung in den Vereinen zunutze gemacht und Profis ausgewählt, die das Spiel mit Ästhetik anreicherten – ohne den Siegeswillen zu vernachlässigen.

Deshalb heißt das Vorbild der Niederländer heute Deutschland.