London. . Die Bayern gewinnen erneut mit 5:1 beim FC Arsenal. Dennoch gibt man sich in München selbstkritisch. In London naht das Ende von Arsène Wenger
Arjen Robben schwenkte ein wie immer. Von rechts bog er ab nach links, entschlossen und mit diesem besonderen Zug in seinen Bewegungen. Und doch war dieses Mal vieles anders als in den gefühlt 3798 Soli vom Flügel in die Mitte zuvor. Robbens Lauf endete nicht mit einem Torschuss, sondern vor den Kameras und Mikrofonen. Dann schlenzte der Niederländer gezielt ein paar mahnende Sätze in die Londoner Nacht. Er traf damit, wenn man so will, trotz des 5:1-Sieges gegen den schwer kriselnden FC Arsenal voll ins Schwarze.
Lehrstunde fürs Viertelfinale
„Naja, das Ende war sehr gut“, hob Robben nach dem klaren Einzug des FC Bayern ins Viertelfinale der Champions League an. Die Wiederholung des Hinspiel-Ergebnisses wolle er auch gar nicht schmälern, fuhr Robben fort. Ein dickes „Aber“ hielt er dennoch für unbedingt angebracht. „Unsere erste Halbzeit – das ist natürlich nicht gut. Dessen müssen wir uns schon bewusst sein. 5:1, 5:1 – da muss ich vielleicht meinen Mund zumachen und nicht kritisch sein. Aber es ist auch eine Lehrstunde fürs Viertelfinale. Weil: So eine erste Halbzeit darf man nicht spielen“, sagte Robben. Schließlich, das war seine Botschaft, wolle man bestenfalls das Triple gewinnen. Auch Trainer Carlo Ancelotti sagte deutlich: „Meine Motivation ist, die Mannschaft an die Spitze in Europa zu führen. Das ist mein einziges Ziel, dafür gebe ich alles.“ Danach hatte diese Darbietung allerdings lange nicht ausgesehen. Da stellte sich schon die Frage, wie ausgeprägt Bayerns Abwehrkräfte sind, wenn es gegen Europas Schwergewichte geht.
Es ist natürlich ein Klagen auf hohem Niveau. Doch: Den hohen Sieg herausgeschossen hatten sie durch die Tore von Robert Lewandowski (55./Foulelfmeter), Robben (68.), Douglas Costa (78.) und Arturo Vidal (80./85.) ja erst, nachdem Arsenal eine Halbzeit lang dominiert hatte und weit mehr als nur Theo Walcotts Führung (20.) hätte erwirtschaften können. Erst Laurent Koscielnys Rote Karte wegen eines Remplers als letzter Mann im Strafraum gegen Lewandowski brachte die Wende (54.).
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Doch ein souveräner und stabiler Auftritt der Bayern war es nicht gewesen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge stellte fest: „Wenn man ehrlich ist, haben wir in der ersten Halbzeit auch ein bisschen gezittert.“ Diesmal sei es gut gegangen, aber zu denken gab ihm die Fußnote der Vergleiche mit Arsenal schon. „Wir hatten in beiden Spielen Probleme gegen diesen Gegner“, sagte Rummenigge, womit er auch andeutete, in welchem Zustand sich Arsenal befindet.
Wenn im April die Viertelfinalspiele stattfinden, wird Arsenal zum siebten Mal nacheinander zuschauen, und sicher ist nicht, dass Arsène Wenger dies noch als Teammanager der Gunners tun wird.
Proteste der Arsenal-Fans
Die Fans begehren immer mehr auf gegen den Franzosen, der seit 1996 auf Arsenals Trainerbank sitzt. Bereits vor dem Anpfiff hatte es einen Protestmarsch einiger hundert Fans gegen den 67-Jährigen gegeben. Dann erlebten sie das deutlichste Europacup-Aus der Klubgeschichte. Zwar hatte die Mannschaft bis zu Koscielnys Platzverweis, den Wenger neben anderen Schiedsrichterentscheidungen als „absolut unerklärlich und skandalös“ einstufte, couragiert, spielstark und auch mit Gemeinsinn agiert. Doch am Ende konnten auch die gemäßigten Zeitungen nicht anders, als eine „Demütigung“ zu bilanzieren und das Ende der Wenger-Ära zu fordern.