Essen. Der in der Winterpause zu Paris St. Germain gewechselte Ex-Schalker spielte beim 4:0-Sieg gegen den FC Barcelona überragend. Ein Kommentar.

Als sich Julian Draxler im Profifußball anmeldete, spürten viele Zuschauer in Schalkes Arena, dass sie gerade einen magischen Moment erlebten: den Startschuss eines Hochbegabten, das Versprechen auf eine ganz große Karriere. Am 25. Januar 2011 war das, Trainer Felix Magath hatte den 17-jährigen Schüler aus Gladbeck vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung des Pokal-Viertelfinalspiels gegen Nürnberg eingewechselt – und dann zog dieser milchgesichtige A-Jugendliche unwiderstehlich in Richtung Strafraum, zeigte einen Übersteiger und versenkte den Ball mit einem strammen Fernschuss zum 3:2-Sieg.

Frankreich verneigt sich vor dem Ex-Schalker

Dass das mittlerweile schon länger her ist, lässt sich an den Namen der Mitspieler ablesen, die an jenem Abend im Jubelrausch über das Top-Talent herfielen: Rakitic, Jurado, Gavranovic, Schmitz - auch der gigantische Raúl war dabei.

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Sechs Jahre später verneigt sich Frankreich vor Julian Draxler. Beim 4:0 seines neuen Klubs Paris St. Germain gegen Barcelona stand Superstar Lionel Messi im Schatten, die Glanzlichter setzte der Deutsche. Und der steht nun mit 23 Jahren vor der entscheidenden Frage, was er wirklich erreichen will.

Auf Schalke hat er damals schnell seinen Weg gemacht, er wurde Nationalspieler, brillierte auch in der Champions League. Doch irgendwann kam er von dem steilen Weg nach oben ab. Seine Leistungen korrespondierten nicht mehr mit seinem Anspruch, er sah sich dennoch als Mann für die ganz große Bühne: Deshalb wechselte er 2015 zum VfL Wolfsburg, dem Vizemeister und Champions-League-Teilnehmer. Die Ehe nahm kein gutes Ende: Der VfL stürzte ab und Draxler mit ihm. Wie schon auf Schalke wollte er nur noch weg. Jetzt in Paris zeigt er wieder, was wirklich in ihm steckt.

Julian Draxler hat zu oft nur im Scheinwerferlicht geglänzt

Julian Draxler hat fußballerisch alle Anlagen, die ein Weltklassespieler braucht. Was ihm dazu noch fehlt, ist eindeutig. Nach der Gala gegen Barcelona verriet er sich selbst. „Vor so einem Spiel braucht man keine Extra-Motivation“, hat er gesagt. Heißt also: sonst durchaus. Zu oft schon hat er nur im Scheinwerferlicht geglänzt. Lust auf Leistung aber ist Grundvoraussetzung, um die Spitze erreichen zu können.