Essen. Sunday Oliseh spielte für Borussia Dortmund und den VfL Bochum. Im Interview spricht der Nigerianer über das Ruhrgebiet und den Afrika-Cup.

  • Sunday Oliseh spielte für Borussia Dortmund und den VfL Bochum
  • Nun trainiert er den niederländischen Zweitligisten Fortuna Sittard
  • Im Interview spricht der Nigerianer über das Ruhrgebiet und den Afrika-Cup

Sunday Oliseh wurde 2002 Deutscher Meister mit Borussia Dortmund. Der 42-jährige Nigerianer spielte außerdem für den 1. FC Köln, VfL Bochum, Ajax Amsterdam und Juventus Turin.

1996 gewann er bei den Olympischen Spielen in Atlanta die Goldmedaille mit der nigerianischen Fußballnationalmannschaft. Aktuell ist Oliseh Trainer des holländischen Zweitligisten Fortuna Sittard. Mit uns sprach er über den Afrika-Cup, wo ausgerechnet die berühmten „Super Eagles“ aus Nigeria fehlen.

Sunday Oliseh, wie sehr schmerzt Ihr Herz, wenn Sie die Spiele in Gabun verfolgen?

Sunday Oliseh: Das Herz unserer ganzen Nation blutet. Wir sind ein fußballverrücktes Land und jetzt innerhalb von fünf Jahren das dritte Mal beim Afrika-Cup nicht dabei. Das ist aus sportlicher Sicht eine Tragödie.

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Sie waren von Juli 2015 bis Februar 2016 Nationaltrainer Nigerias. Warum stecken die „Super Eagles“ in einer Krise?

Oliseh: Uns fehlt es an Strukturen. Als ich Trainer war, haben meine Assistenten und ich monatelang auf unsere Gehälter gewartet. Ich bin dann zurückgetreten und habe mit der Sache abgeschlossen. Solange wir administrative Probleme nicht bereinigen, werden wir auch sportlich keinen Erfolg haben. Früher konnten wir durch unsere goldene Generation und die vielen tollen Spieler, die in Europa aktiv waren, diese Probleme ausgleichen. Aber heute, in Zeiten, wo nicht mehr so viele Top-Spieler in der Nationalmannschaft aktiv sind, brauchst du auch ein funktionierendes Team hinter der Mannschaft. Wir brauchen einen Plan. Wir brauchen eine gute, professionelle Organisation.

Was sagen Sie zum aktuellen Afrika-Cup? Es gibt Debatten über Abstellungen der Spieler und den Turnier-Termin im Winter.

Oliseh: Ich interessiere mich natürlich sehr für das Turnier. Die Diskussion kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich finde, dass man mit Traditionen nicht immer brechen muss. Das, was einmal war, muss heute nicht schlecht sein. Der Afrika-Cup wurde immer im europäischen Winter gespielt, und das sollte auch so bleiben. Ob Spieler lieber ein Trainingslager und die Vorbereitung bei ihren Klubs absolvieren oder zum Afrika-Cup reisen, ist eine individuelle Entscheidung. Für mich war das aber nie eine Frage: Es war mir immer eine Ehre, für mein Land zu spielen.

Sie waren ein großer Spieler, jetzt trainieren Sie einen holländischen Zweitligisten, der im Abstiegskampf steckt. Wie kommt Sunday Oliseh zu Fortuna Sittard?

Oliseh: In Afrika, vor allem in Nigeria, wird darüber diskutiert. Die Leute können das auch nicht nachvollziehen. Für mich ist Fortuna Sittard aber ein Glücksfall. Ich hätte auch Vereine in Nigeria oder Afrika trainieren können. Ich habe aber keine Lust mehr hunderte von Kilometern zu den Spielen zu fliegen und meine Familie alleine zu lassen. Ich war lange Profi und weg von zuhause. Jetzt will ich nicht wieder nur am Telefon hängen, sondern am liebsten jeden Tag zuhause sein. Ich wohne eine halbe Stunde von Sittard entfernt und die Fortuna ist ein guter Verein. Sittard war sogar mal holländischer Meister. Ich fühle mich hier wohl und wir wollen gemeinsam den Klassenerhalt schaffen. Danach sehen wir weiter.

Sie haben in Deutschland in Köln, Dortmund und Bochum gespielt. Für welchen Verein schlägt Ihr Herz am stärksten?

Oliseh: (lacht) Ich habe drei Vereine fest in meinem Herzen: 1. FC Köln, Ajax Amsterdam und Borussia Dortmund. Mit diesen Klubs verbinde ich die schönsten sportlichen Momente. Aber auch die anderen Ex-Klubs wie der VfL Bochum liegen mir am Herzen. Überall, wo man war, nimmt man etwas mit und verbindet später mit dem Ort etwas. Ich mag das Ruhrgebiet allgemein. Hier lebt der Fußball. So viele super Vereine in einer Region - einfach toll.