Essen. Fifa-Präsident Gianni Infantino bedankt sich bei seinen Wählern mit der Aufblähung des Teilnehmerfeldes ab 2026. Ein Kommentar.
Man ist es ja gewohnt, dass nicht wirklich Gutes dabei herausspringt, wenn sich die hohen Herrschaften des Fußball-Weltverbandes Fifa in ihre stillen Kämmerlein zurückziehen und über Veränderungen nachdenken. Nun ist also eingetreten, was vor allem in Deutschland die Funktionäre wie auch Spieler und Fans befürchtet haben: Ab 2026 wird die Weltmeisterschaft mit 48 statt bisher 32 Mannschaften ausgetragen. Der genaue Modus war am Morgen der Entscheidung noch nicht veröffentlicht. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass die Anzahl der Spiele wohl von 64 auf 80 steigen wird. Aber mal ehrlich: Juckt das noch wen?
Das Schlimme am großen Weltfußball ist doch: Man ist mittlerweile furchtbar abgestumpft. Weil man noch so viele Argumente gegen eine noch so krude Idee des Präsidenten (mag er nun Sepp Blatter oder Gianni Infantino heißen) vorbringen kann, es am Ende aber doch so entschieden wird, wie es sich die Großkopferten mal in den Kopf gesetzt haben. Ob es zweifelhafte Ausrichter sind, an die die Turniere vergeben werden, oder das Aufblähen eines Welt- oder Europameisterschaft – am Ende zählt immer nur das Geld. Und damit sind nicht nur die Millionen gemeint, die sich die Hauptakteure klammheimlich in die eigene Taschen stecken.
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Man mag es noch als ehrenhaft bezeichnen, dass sich DFB-Präsident Reinhard Grindel klar gegen eine Aufstockung zur Mammut-WM positioniert hat. Seit dem Ausscheiden seines Vorgängers Wolfgang Niersbach aus dem Fifa-Council, das am Dienstag über das Teilnehmerfeld abgestimmt hat, wäre er aber ohnehin alleine auf weiter Flur gewesen. Infantino hat sich mit der Vergrößerung nun artig bei den Fifa-Mitgliedern vornehmlich in Afrika und Asien bedankt, mit deren Stimmen er im vergangenen Jahr zum obersten Chef des Weltverbandes aufgestiegen ist. Denn vor allem die beiden Kontinentalverbände werden von den zusätzlichen WM-Startplätzen profitieren.
Die Zuseher in Asien sind der zu bedienende Markt
Sollte es tatsächlich zu dem Modus mit 16 Dreiergruppen mit anschließend fünf K.o-Runden kommen, wäre die Belastung für die Stars der europäischen Top-Klubs mit bis zu sieben Einsätzen nicht mal höher als jetzt. Die Frage ist, was sich für den Fan im Stadion und den Zuschauer zu Hause ändern wird: Wer 2016 die Gruppenphase der 24er-Europameisterschaft in Frankreich verfolgt hat, mag sich gar nicht die Langeweile ausmalen, die ab 2026 in womöglich 48 Gruppenspielen drohen könnte. Aber vermutlich wird das bei der Fifa niemanden interessieren, wenn in Europa bei den paar Hundert Millionen Zuschauern der ein oder andere Fernseher oder andere mobile Endgeräte ausgeschaltet bleiben. Die 4,5 Milliarden potenziellen Zuseher in Asien sind der Markt, den es zu bedienen gibt.