Wattenscheid. In den letzten, grimmigen Jahren ist das in Vergessenheit geraten: Der „Boss” hatte Humor. Was er am Fußball möge, wurde er einst gefragt. Seine Antwort: „Gut geschnittene, aber preisgünstige Trikots.” Mit dem Tod von Klaus Steilmann hat der Wattenscheider Sport seinen Patron verloren.

Auch in den besten Jahren, als sein Textilimperium 18 000 Mitarbeiter zählte, die einen Milliardenumsatz erwirtschafteten, galt, was Tono Kirschbaum, Cheftrainer des TV Wattenscheid 01, in der Rückschau über Steilmann sagt: „Man konnte jederzeit mit ihm bei offener Tür ein Gespräch führen.” Ein Gespräch, das nicht selten mit einer Zusage für den bedürftigen Partner auf der anderen Seite des Schreibtisches endete. Steilmann gab reichlich, nicht nur, um in den vier Bundesliga-Jahren der SG Wattenscheid 09 zwischen 1990 und 1994 die großen Bayern zu demütigen und den ungeliebten Nachbarn VfL, sondern auch, um Spitzensport aus Wattenscheid zu einer Marke zu machen, mit der Betonung auf Wattenscheid. Die SG 09 und der TV 01 waren die perfekten Bannerträger für den ersten Lokalpatrioten am Platz, der bis 2003 allein an die zwei Millionen jährlich in den Fußball steckte - in seinen Verein.

Selbst nach dem „Rückzug mangels Masse”, wie Steilmann es nannte, blieb er Mäzen. Als die Existenz der Leichtathleten auf dem Spiel stand, sprang Steilmann in die Bresche. „Ohne ihn gäbe es vermutlich die Leichtathletik nicht mehr in Wattenscheid”, sagt Kirschbaum. Und Michael Huke, inzwischen Manager des TV 01, spricht angesichts von Steilmanns Tod von einer „großen Tragödie” und einem „Riesenverlust”.

Aber was sollen erst die Sportgymnastinnen um Edita Schaufler sagen, denen er innig verbunden war. Kurz nach Fertigstellung des neuen Ballettsaales entschied sich der Deutsche Turnerbund gegen Wattenscheid und siedelte die Nationalmannschaft im Handstreich um nach Schmiden. Klaus Steilmann tobte, auch öffentlich. Er scheute sich nicht, den Präsidenten des DTB, Rainer Brechtken, von der Bühne herab einen „Mistkerl” zu schimpfen. Da war Steilmann, der gebürtige Mecklenburger und eingefleischte Wattenscheider, bereits 79 und von Krankheiten gezeichnet. Was ihn nicht davon abhielt, auch seiner Sportgemeinschaft weiterhin unter die Arme zu greifen.

Förderer der Jugend

Jährlich ließ Klaus Steilmann der Jugendabteilung der SG 09 einen sechsstelligen Betrag zukommen. Mittelmäßigen Amateurfußball in einer XY-Liga zu subventionieren war sein Ding nicht, da machte es doch mehr Sinn, die Talente zu fördern und sogar in der nationalen Spitze zu halten. Damit dürfte nun Schluss sein, was die wirtschaftlichen Probleme des Klubs nur verschärfen wird. Wie selbstverständlich hat man jahrelang in den Führungsgremien auf Klaus Steilmann gesetzt und damit auf eine nie versiegende Quelle und eine niemals Hilfe versagende Hand.

Über Jahrzehnte war Sport in Wattenscheid untrennbar mit dem Namen Steilmann verbunden. Man wird ihn schmerzlich vermissen.